Prof. Riedel-Heller: Geschlechtsspezifische Entwicklungspfade Hochaltriger

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16.07.2018
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Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller
Die Statistik beweist es: Menschen, Frauen wie Männer, erreichen ein immer höheres Lebensalter, eine erfreuliche Tatsache. Aber wie altern sie, in welcher Weise beeinflussen Faktoren wie Geschlecht, Lebensverlauf und –umstände den Alternsprozess?

„Auch hochaltrige Menschen sind keine homogene Gruppe, Frauen und Männer altern einerseits sehr unterschiedlich, andererseits zeigen sich erhebliche geschlechtsspezifische Ungleichheiten auch in Gesundheit und Lebenserwartung. Die meisten dieser Unterschiede werden als gesundheitliche Ungleichheit und somit als vermeidbar angesehen, was wiederum Ansatzpunkt für die Entwicklung spezifischer Interventionen sein sollte“, so Professorin Dr. med. Steffi Riedel-Heller. Die Wissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Leipziger Universität leitet die - vom BMBF geförderte - Studie AgeDifferent.de. Es ist die theoriebasierte Untersuchung geschlechtsspezifischer Entwicklungspfade (Trajektorien) für gesundes Altern bis ins hohe Erwachsenenalter. Sie erfolgt in Kooperation mit Prof. Dr. med. Hans-Helmut König, MPH, (Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Zentrum für Psychosoziale Medizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Prof. Dr. phil. Michael Wagner und Prof. Dr. med. Wolfgang Maier (Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) sowie Dipl.-Math. Birgitt Wiese (Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Medizinische Statistik und IT-Infrastruktur, Medizinische Hochschule Hannover).

„Wir werten dazu“, berichtet Dr. phil. Alexander Pabst vom Leipziger Studienteam, „die Daten dreier umfassender deutscher Alterskohorten aus und vergleichen sie. Daraus ergeben sich Aussagen darüber, wie unterschiedlich sich wesentliche gesundheitliche Zielgrößen - wie Funktionsfähigkeit, Lebensqualität, Kognition - und Einflussfaktoren - wie Bedarfe, Lebensstil, Gesundheitsversorgung - zwischen Männern und Frauen bis ins hohe Erwachsenenalter entwickeln. Das ist ein sehr großer und aussagefähiger Datenbestand, der uns in die Lage versetzt, praxisrelevante Empfehlungen für die gesundheitliche Versorgung von hochaltrigen Menschen, z.B. in Pflegeheimen und Kliniken, aber auch durch den Hausarzt, zu erarbeiten.“

AgeDifferent.de ist damit nicht zuletzt ein wichtiger Bestandteil der Initiativen des im September vergangenen Jahres in Leipzig gegründeten UZVF – dem Universitären Zentrum für Versorgungsforschung. Professorin Riedel-Heller, Psychiaterin und Alternswissenschaftlerin, ist eine der Initiatorinnen: „Die Versorgungsforschung versteht sich als Brücke von der Grundlagenforschung in den Labors über die klinische Forschung unter kontrollierten Bedingungen in die alltägliche Patientenversorgung hinein. Das wird immer wichtiger und wir befinden uns da gerade im Aufwind! Das neue UZVF kann dabei helfen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und damit größere Schlagkraft zu entwickeln. Auch für die Versorgung älterer Patienten und dies nicht zuletzt unter Beachtung geschlechtsspezifischer Unterschiede ist dies immens wichtig.“

Für ihre Forschungen zum Verständnis der Epidemiologie, der Versorgung und der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen hatte Prof. Riedel-Heller im vergangenen Jahr den Alzheimer-Forschungspreis der Hans und Ilse Breuer-Stiftung erhalten.

Informationen:
http://isap.uniklinikum-leipzig.de/red_tools/dl_document.php?id=286
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