DAK macht’s vor: Gesundheitsreport zu Geschlechterunterschieden

Interview
03.04.2016
Krankenkassen und Gendermedizin? Bislang noch kein so gutes Gespann, da war sehr viel Zurückhaltung und die vorherrschende Meinung, die Wissenschaft möge einfach noch mehr liefern. Jetzt geht die DAK mit gutem Beispiel voran. Vor kurzem legte sie ihren neuesten Gesundheitsreport vor, der, erstellt vom IGES Institut, erstmals umfassend die Geschlechterunterschiede bei krankheitsbedingten Ausfalltagen und deren Ursachen ermittelte. Die Krankheitstage von rund 2,7 Millionen berufstätigen DAK-Versicherten wurden dazu ausgewertet, etwa 5.000 Personen befragt und Experten eingebunden.

Was sich zeigt bzw. untermauert wurde: Höherer Krankenstand bei Frauen, zwar kürzere Krankschreibungen, dafür aber häufiger. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegen die Männer vorn, bei den Frauen stehen die psychischen Erkrankungen auf Platz eins, bei Krebs sind es wiederum die Frauen, die krankgeschrieben sind. Viele Faktoren spielen hinein, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. So erkranken Frauen vor allem nach dem Berufsleben an Herz und Kreislauf, bei Männern trifft dies auf Krebserkrankungen wie dem Prostata-Ca zu. Auch die berufliche Exposition spielt eine wichtige Rolle. Viele DAK-versicherte Frauen sind in den Verwaltungen und im Gesundheitswesen, arbeiten unter bestimmten stressfördernden Bedingungen. Der Krankenstand ist hier naturgemäß höher als bei Beschäftigen im Gartenbau oder in naturwissenschaftlichen Berufen, auch das zeigt die Studie.

An mancher Stelle haben aktuelle Erkenntnisse den Report schon überholt. So wissen wir inzwischen, dass psychische Erkrankungen bei Männern lange Zeit nicht genügend wahrgenommen bzw. deren differenzierte Erscheinungsformen wie Suchtverhalten oder Aggressivität anders zugeordnet wurden. Petra Kolip, Professorin für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uni Bielefeld und eine der involvierten Experten, wies bei der Präsentation der Studie darauf hin.

Insgesamt bietet der Report eine gute Grundlage z. B. für die Entwicklung wirksamerer Maßnahmen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung und, wie DAK-Chef Prof. Herbert Rebscher betonte, für geschlechtergerechte Prävention und passgenaue Programme. 

Gut, dass die DAK jetzt im Boot einer geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung ist. Mit entsprechenden lokalen Informationsveranstaltungen in Berlin, Potsdam und Dresden zu diesem Thema wird die DAK am Ball bleiben. Wir berichten.

(A.H.)
Weitere Informationen zum Gesundheitsreport 2016 und Download:
http://www.dak.de/dak/bundes-themen/Gesundheitsreport_2016-1782678.html



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