DGK: Mehr Bewusstsein für
Geschlechterunterschiede notwendig!

Artikel
25.06.2019

Der diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim zeichnete sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren durch deutlich mehr Beiträge aus, die zumindest das biologische Geschlecht bei der Präsentation der Ergebnisse erwähnten.
Dennoch gab es keine Sitzung, in der die Vortragenden über die Geschlechterunterschiede berichteten, nicht einmal wenn die Hälfte der eingeschlossenen Proband/innen weiblich war. Es fehlt weiterhin am Bewusstsein über die Relevanz!

AG 28 mit brisanten Themen

Erfreulich war, dass die Sitzung der AG 28 und des Frauenfrühstück, zum ersten Mal von den DGK Frauen ins Leben gerufen, gut besucht waren und zu einem regen Austausch über die vorhandenen strukturellen Probleme anregte. Ein Thema waren die Umstände, die die Frauen daran hindert, in ähnliche Positionen zu kommen wie ihre gleich qualifizierten männlichen Kollegen und welche Lösungsansätze es evtl. gibt. Berichtet wurde über die „Endzeitstimmung“, wenn eine Kollegin schwanger ist. Für viele Männer bedeutet das automatisch, dass diese Frau nie wieder in ihren Beruf zurückkommen wird. Diese Fehleinschätzung sollte viel öfter unter den Kolleginnen und Kollegen diskutiert werden. Unterstützt wurde Caroline Lerchenmüller, die die Organisation übernommen hatte, von prominenten Frauen wie Prof. Casadei, die Präsidentin der ESC, Prof. Denise Hilfiker-Kleiner und Prof. Vera Regitz-Zagrosek.
Die Themen der AG 28 bewegten sich von der persistierenden Angina pectoris über Koronarintervention und über die Geschlechterunterschiede bei den Plättchenhemmern bis zur psychosozialen Krankheitsverarbeitung und zu geschlechtersensiblen Rehabilitationsprogrammen. 

Dr. Birke Schneider wurde für ihre außerordentlich gute Arbeit als Sprecherin der AG 28 gedankt. PD Dr. Peter Ong übernimmt nun in diesem Jahr den Posten des Sprechers, Dr. Ute Seeland wurde zur stellvertretenden Sprecherin gewählt.
Kardiologisch Interessierte bewerben sich bitte um eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe Gendermedizin in der Kardiologie (AG 28). Weitere Informationen erhalten Sie unter dem Link: https://dgk.org/ueber-uns/arbeitsgruppen/ag28-gendermedizin-in-der-kardiologie/

Der DGK-Posterpreis 2019 ging an Dr. Ute Seeland und die Koautor/innen Prof. Ilja Demuth, Prof. Vera Regitz-Zagrosek, Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen und Dr. Maximilian König für die Poster-Präsentation „Assoziationen von oraler Kontrazeption mit Pulswellenreflektion und arterieller Gefäßsteifigkeit“
Mit Hilfe der oszillometrischen Pulswellenanalyse (Mobil-O-Graph?, I.E.M) wurden nicht-invasiv die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) und der Augmentationsindex (AIx) bei 988 männlichen und weiblichen Teilnehmenden der Berliner Altersstudie II, in den Altersgruppen ? 60 Jahre (w=285, m=464) und 22-36 Jahre (w=116, m=123), bestimmt. Außerdem erfolgten eine detaillierte Anamnese und klinische Untersuchung einschließlich. biochemischer Analysen.
Im Ergebnis konnte die Gruppe zeigen, dass es wesentliche geschlechterspezifische Unterschiede bei der Pulswellenreflektion gibt, insbesondere beim Augmentationsindex.

Dr. med. Ute Seeland
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