Diskussion in Dresden:
Noch nicht unter einem Hut?

Ist es in der Realität unseres Gesundheitssystems schwierig oder vielleicht sogar im Moment noch unmöglich, solche Themen wie Prävention und Geschlechtsspezifik in der Praxis umzusetzen? Letzlich kreiste die Diskussion während einer gemeinsamen Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft SozialdemokratInnen im Gesundheitswesen Sachsens und unseres Netzwerkes am 16. November in Dresden darum. 

Dr. med. Marlies Volkmer, stellvertretende Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende der ASG und nach elf Jahren als Bundestagsabgeordnete, weiß aus Erfahrung, dass Prävention an vielen Stellen nicht die Aufmerksamkeit erlangt, die ihr zukommen müsste. Und dann im Doppelpack mit einem geschlechtsspezifischen Ansatz – für einige der Teilnehmer ein ganz neues Feld. 

Erfreulich, dass sich sowohl die AOK plus – Thüringen und Sachsen, vertreten durch ihren Vorsitzenden, Rolf Steinbronn, und die Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung mit ihrem Geschäftsführer Stephan Koesling sehr bewusst diesen Themen widmen. Beide berichteten von einem wachsenden Angebot an Kursen und Präventionsmaßnahmen, die sich so weit wie möglich auch an Frauen und Männer in unterschiedlicher Weise richten. Nachgefragt sind dabei wissenschaftliche Grundlagen, die auch die Effizienz solcher Maßnahmen belegen, ohne diese, so Steinbronn, bewege man sich auf der Stelle.

Die Diskutierenden vermittelten dann vor allem den Eindruck, dass andere, offenbar brennendere Probleme zu lösen seien. Wie erreichen wir Gesundheitsförderung in kleinen Unternehmen, wo wirtschaftliches Überlegen im Vordergrund steht? Warum hat der in Sachsen sehr aktive Kneipp-Bund zwar viele tausend Mitglieder, diese sind aber zum übergroßen Teil weiblich und über 60? Sollte Prävention wirklich in Form von kostenlosen Angeboten durchgesetzt werden oder doch besser als eigenes Handeln und in eigener Verantwortung? Viele offene Fragen also.

Die Fraktion der SPD im Sächsischen Landtag, so berichtete Dagmar Neukirch, die gesundheitspolitische Sprecherin, hat einen Antrag zur Stärkung geschlechtsspezifischer Forschung und Versorgung in Sachsen in den Landtag eingebracht und dazu im November eine Anhörung von Expertinnen durchgeführt. Daraus ergaben sich interessante Tatbestände – auch der, dass die CDU-Abgeordneten, so Dagmar Neukirch, ihr Desinteresse an diesem Thema durch Nichtanwesenheit unter Beweis stellten.

(Ein Interview mit Dagmar Neukirch im nächsten Newsletter.)

Annegret Hofmann