Einfach „dicker auftragen“?

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27.01.2020
Wer seine Forschung positiv darstellte, hatte auch bessere Chancen zitiert zu werden. Das beherrschen männliche Wissenschaftler offenbar besser als ihre Kolleginnen, wie eine aktuelle Beobachtungsstudie im BMJ belegt, von der das „Ärzteblatt“ berichtet. Forscher um Marc Lerchenmüller von der Universität Mannheim analysierten die Verwendung von Wörtern wie „neuartig“, „einzigartig“ oder „beispiellos“ in Titeln und Abstracts von mehr als 100.000 Artikeln aus der klinischen Forschung und 6 Millionen allgemeinen Lifescience-Artikeln, die zwischen 2002 und 2017 veröffentlicht wurden. Diese positiven Begriffe wurden dann mit dem Geschlecht des Erstautors und des letztgenannten Autors für jeden Artikel verglichen. 

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der positiven Präsentation waren am größten in klinischen Fachzeitschriften mit einem Impactfaktor >10 (Einflussfaktor einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift)
Hier stellten Forscherinnen ihre Ergebnisse 21,4 % weniger wahrscheinlich positiv dar, als wenn ein Mann als Erst- oder Letztautor beteiligt war (absolute Differenz 10,7% versus 12,9%, relative Differenz 21,4%, 95-%-KI 12,3% bis 30,5%). Bei Fachzeitschriften mit kleineren Impactfaktoren waren die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Autorenschaften nicht signifikant, das galt auch für allgemeine Lifescience-Fachzeitschriften. In klinischen High-Impact-Fachzeitschriften waren positivere Formulierungen und männliche Erst- bzw Letztautorenbeteiligung mit einem relativen Zitationsanstieg von 13 % (9,5% bis 16,5%) verknüpft.

Informationen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108230/Maennliche-Wissenschaftler-praesentieren-Forschungsergebnisse-positiver-als-Frauen?rt=1e0f1324ca0ea6e14c077284ad9920f8
(2019; doi: 10.1136/bmj.l6573).
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