Gender Medizin – Was ist das eigentlich?

Gender Medizin ist ein noch junges Fachgebiet der Medizin. Es hat sich aus Frauengesundheit und Männergesundheit entwickelt. Das Wort „gender“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet das „soziale Geschlecht“ - Erziehung, Rollenbild in der Gesellschaft, Lebensumstände, während das englische Wort „Sex“, für das „biologische Geschlecht“ steht. Wesentlich für die Gender Medizin ist ihr bio-psycho-sozialer Ansatz: Die Ursachen für Gesundheit und Krankheit jedes Menschen sind sowohl in der Biologie, in Körperbau, Genen und Zellen wie auch in seiner gesellschaftlichen Rolle begründet.

Medikamente wirken auf Frauen und Männer unterschiedlich

Dass die Medizin erst so spät erkannt hat, dass der Faktor Geschlecht, ebenso wie etwa Alter, Herkunft oder Lebensumstände, eine wesentliche Rolle nicht nur bei der Behandlung, sondern auch der Diagnose und Prävention spielt, ist auf den ersten Blick nahezu unglaublich. So wurden Medikamente lange Zeit vorrangig an jungen, gesunden Männern getestet.
Mittlerweile zeigen immer mehr Studien, dass bestimmte Medikamente bei Frauen anders wirken als bei Männern. Und dies ist nicht – wie lange angenommen – ausschließlich durch die Unterschiede in Körpergröße und Gewicht begründet, sondern hat seine Ursachen auch im unterschiedlichen Stoffwechsel und Hormonhaushalt von Frauen und Männern.
Inzwischen sind (fast) alle neuen Medikamente für beide Geschlechter ausgetestet, dafür gibt es gesetzliche Regelungen. Aber zu selten noch erfahren Patientinnen und Patienten dies in den Beipack-Informationen.

Frauenkrankheit, Männerkrankheit?

Viele Krankheiten äußern sich bei Frauen und Männern unterschiedlich. Besonders auffällige Unterschiede zeigen sich etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rheuma. 
  • Herzinfarkt und Schlaganfall sind – wie oft noch angenommen – keineswegs typische Männerkrankheiten. 
  • Bei Frauen allerdings wird ein Herzinfarkt oft nicht oder erst zu spät erkannt; auch weil sie andere Symptome als die bekannten beschreiben und der Arzt diese Erkrankung deshalb bei ihnen einfach nicht vermutet.
  • Frauen leiden nachweisbar häufiger als Männer an Migräne oder Reizdarm. 
  • Haben sie Diabetes, lässt sich der Blutzucker schwerer einstellen als bei männlichen Diabetikern. 
  • Auch Schmerzwahrnehmung und Schmerzempfinden sind bei den Geschlechtern unterschiedlich. 
  • Osteoporose gilt landläufig als Frauenkrankheit. Aber etwa ein Viertel der Osteoporose-Fälle betrifft Männer. 
Und erst in letzter Zeit setzt sich die Erkenntnis durch, dass Depressionen, die man in der Regel Frauen zuspricht, sehr häufig auch Männer betreffen. Nur dass bei ihnen die Symptome anders sind.

Erkenntniszuwachs durch Gendermedizin ermöglicht bessere Therapien

Wenn Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patientinnen und Patienten mehr über die Erkenntnisse der Gendermedizin wissen, können viele Therapien erfolgreicher sein.
Fragen Sie deshalb Ihre Ärztin, Ihren Arzt: Wie ist das bei meiner Erkrankung, gibt es hier geschlechtsspezifische Unterschiede? Wo kann ich eventuell etwas darüber nachlesen? Was muss ich als Frau, als Mann bei verschiedenen Therapien beachten?
Ärztinnen und Ärzte können über Weiterbildungen, bei Kongressen und Veranstaltungen ihres Berufsverbandes sowie über Fachliteratur mehr erfahren und sollten ihre Patient/innen informieren.

Zum Herunterladen (pdf-Datei):
Gender Medizin – Was ist das eigentlich?
Flyer für Patient/innen des anna fischer projects mit Unterstützung der DAK-Gesundheit. 
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