Gender im Krankenhaus?
Expertinnen diskutierten in München

Das Netzwerk „Gender und Gleichstellung im Krankenhaus“, das Mitte Oktober in München tagte, wurde mit dem Ziel gegründet, die Themen Gender und Gleichstellung in der Organisation und im Personalwesen in Kliniken sowie Gender in Medizin und Pflege sichtbar zu machen und zu befördern. In diesem Netzwerk sind Gleichstellungsbeauftragte und Gender-Expertinnen aus derzeit elf kommunalen Großkrankenhäusern in Deutschland zusammen geschlossen. 

Am 13. und 14. Oktober 2011 fand im Städtischen Klinikum München die erste Tagung des Netzwerkes nach seiner Gründung 2010 statt. Dr. Elizabeth Harrison hieß als Vorsitzende Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin und als eine der sehr wenigen Frauen in Deutschland, die ein kommunales Großklinikum leiten, die Teilnehmerinnen willkommen. Sie betonte, dass ihr eine nachhaltige Verankerung von Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie die Umsetzung von Gendermedizin wichtig sind. Der Schwerpunkt im ersten Teil der Tagung lag auf dem Thema Gendermedizin in Münchner Kliniken. Dazu informierte Johanna Zebisch, Fachreferentin Gender in Medizin und Pflege Städtisches Klinikum München zu „Gendermedizin in der Praxis: Wie weit sind wir in München?“. Es sei zunächst darauf angekommen, Ärzt/innen in Leitungsfunktionen auf die Thematik aufmerksam zu machen – „für viele war das Neuland“, so Johanna Zebisch. Inzwischen gebe es erste Initiativen, so z. B. für Vorträge von Expert/innen in verschiedenen Fächern. Auch Patient/innen und ihre Wahrnehmung von Krankenhaus würden jetzt nach Geschlechtern ausgewertet, was im Ergebnis sicher Auswirkungen z. B. auf die Pflege habe.

Es folgte Dr. Gudrun Starringer, Technische Universität München, Lehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung, mit einem Referat zum Thema „Bewegung und Ernährung unter geschlechtsspezifischen Aspekten“. Dr. Cornelia Böttcher, Städtisches Klinikum München-Harlaching, Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, erläuterte „Geschlechtsaspekte in der Physikalischen Medizin und bei Inkontinenz“. Dr. Felix Helmreich, Städtisches Klinikum München-Bogenhausen, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, sprach zur „Bedeutung von Alter und Geschlecht in der orthopädischen Chirurgie und Rehabilitation“. In der Diskussion des Themas verständigten sich die Teilnehmerinnen darauf, bis zur Netzwerktagung 2012 in Bezug auf Gender in Medizin und Pflege ein Benchmarking zu der Frage zu erstellen, wie die Merkmale Geschlecht und Alter (insbesondere in der Kombination) die jeweilige Verweildauer in der Klinik nach Knie- und Hüftgelenksoperationen beeinflussen.

Der zweite Teil der Tagung hatte den Schwerpunkt Gender und Gleichstellung in der Organisation und im Personalwesen. Dazu sprach Dr. Andrea Rothe, Stabsstelle Betriebliche Gleichbehandlung deds Städtischen Klinikums. Bis heute sind in Krankenhäusern, in denen Frauen 75 bis 80 Prozent der Belegschaft ausmachen, diese dennoch in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. In einem weiteren Beitrag sprach Dr. Andrea Rothe zum Thema „Erhöhung des Männeranteils in der Pflege - Eine Aufgabe für die Gleichstellungsbeauftragten?“

Ein Bericht von Johanna Zebisch