Geschlecht als Kriterium in der Strahlentherapie

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26.06.2022
Gendermedizin werde vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse in Bezug auf Biomarker, Tumorzelleigenschaften und geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung von Krebserkrankungen auch in der Radioonkologie immer mehr an Bedeutung gewinnen, so die Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO) Univ.-Prof. Dr. med. Stephanie E. Combs.

Bekannt ist, dass die Anfälligkeit für bestimmte Tumorarten bei Frauen und Männern unterschiedlich ist. Wichtiger für eine Therapiestratifizierung ist jedoch, dass auch die individuelle Radiosensibilität geschlechtsabhängig ist. So zeige eine Literaturanalyse aus der radiogenomischen Forschung erste interessante Hinweise darauf, dass Frauen empfindlicher auf Strahlen reagieren als Männer. Das bedeutet: Weibliche Patienten haben, je nach Tumorstadium, sogar bessere Heilungschancen, jedoch um den Preis stärkerer Nebenwirkungen als Männer. Aufgrund ihrer höheren Radioresistenz seien bei Männern zwar unter einer Strahlentherapie die gesunden Gewebe besser geschützt, aber die langfristigen Überlebensraten sind geringer. Beobachtungen wie diese könnten z. B. eine Therapieentscheidung im Palliativstadium, wenn es um eine Nutzen-Risiko-Abwägung geht, bei Frauen und Männern unterschiedlich ausfallen lassen. Die Erkenntnisse müssten allerdings durch mehr belastbare Daten untermauert werden.
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