Informationen der Deutschen Gesellschaft für
Geschlechtsspezifische Medizin e.V. (DGesGM)

Artikel
27.01.2019

Ambitioniertes Projekt Gender Akademie 
Das Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité Berlin ist mit seiner Leiterin, Prof. Vera Regitz-Zagrosek, an einem neuen ambitionierten Gender Projekt beteiligt, das sich mit EU-Förderung formatiert hat und von Januar 2019 - Dezember 2021 läuft. Es will mindestens 15 europäische Länder erreichen und dort ein kohärentes und qualitativ hochstehendes Programm zur Gleichstellung in Forschung und Innovation, in der universitären Lehre und Leadership etablieren. Weitere Akteure sind Gruppen aus Griechenland, Belgien, Italien, Tschechien, Spanien, Österreich, Großbritannien, Frankreich, Ungarn und Norwegen. Die wichtigsten Handlungsfelder sind a) Klimawandel, Energie und Umwelt, b) Transport und Mobilität, Stadt- und Regionalplanung, c) Medizin, Gesundheit und Wohlbefinden, d) Informations- und Industrielle Technologien sowie e) Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und Geisteswissenschaften. 

Die Gender Akademie wird eine Reihe von Trainingsformaten entwickeln, um Gleichstellung handfest zu unterrichten. Zu den unterschiedlichen Formaten werden „Train the Trainer“ - Seminare gehören, Gender Seminare für Studierende und Lehrende, interaktive Workshops, Sommerschulen, Webinars und Online-Kurse in mindestens 15 Ländern. Die europäischen Forschungslandschaft ist leider weiterhin durch Geschlechterungleichheit und durch die Vernachlässigung von Geschlecht in Forschungsorganisationen gekennzeichnet. Die Geschlechterdimension in der Forschung selbst wird häufig ignoriert oder unterschätzt. Durch sein ehrgeiziges Design füllt das Projekt hier eine Lücke.

Die Gender Akademie will sowohl Gender-Gleichheit in Forschungsinstitutionen und Forschungsteams erreichen als auch strukturelle Veränderungen in den Forschungsinhalten - ganz in Übereinstimmung mit den Zielsetzungen des europäischen Rahmenprogramms. Es wird ein europäisches Netzwerk von Gender-Trainern etabliert, das für die Nachhaltigkeit der Aktion sorgen soll.

Auszeichnung für Prof. Regitz-Zagrosek
Bundespräsident Walter Steinmeier hat auf Vorschlag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am 29. November 2018 das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an die Leiterin des GIM, Professor Dr. med. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek, verliehen. Diese Auszeichnung würdigt „mit großem Respekt das herausragende Engagement für die gendersensible Forschung in der Medizin“. Die Ausgezeichnete habe sich über viele Jahre hinweg um eine individualisierte und personalisierte Medizin im besonderen Maße verdient gemacht hat.

DZHK fördert zwei Klinikerinnen der Charité 
DGesGM-Vorstandsmitglied Dr.med. Ute Seeland (Institut für Geschlechterforschung in der Medizin) und Dr. med. Anna Brand (Klinik für Kardiologie und Angiologie), Charité – Universitätsmedizin Berlin, können sich über ein Stipendium des DZHK, Standort Berlin freuen, das ihre Habilitation unterstützen soll. Fortgesetzt werden soll die Studie zur Herz-Kreislauf-Risikoevaluation bei Frauen in Berlin (BEFRI). Die 2013-2014 durchgeführte Ersterhebung zum Gesundheitsverhalten und den objektivierbaren kardiovaskulären Risikofaktoren bei Frauen aus allen Berliner Bezirken im Alter von 20 – 75 Jahren wird fünf Jahre danach als longitudinale Datenerhebung weitergeführt. Die Klinikerinnen und Wissenschaftlerinnen fanden heraus, dass die Messung der Gefäßsteifigkeit der großen arteriellen Gefäße durch die Bestimmung der Pulswellengeschwindigkeit (PWV >9,7 m/s) zusätzlich zu einem Taillenumfang >80 cm bei postmenopausalen Frauen mit einem erhöhten Risiko für eine diastolische Funktionsstörung des linken Ventrikels assoziiert ist. [1] Auch funktionelle Veränderungen des linken und rechten Vorhofs konnten bei diesen Frauen mit diastolischer Funktionsstörung des Myokards nachgewiesen werden. Nun soll untersucht werden, was diese Veränderungen über fünf Jahre über die Entwicklung des Gesundheitszustandes voraussagen. Die Ergebnisse können einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Gefäßalterung liefern und sowohl biologische als auch soziokulturelle Risikofaktoren identifizieren, die zu einer Einschränkung der diastolischen Funktion führen könnten. Ein wichtiger Schritt in Richtung geschlechtersensible Risikoberatung.
[1] Seeland U, Brecht A, Nauman AT et al. Prevalence of arterial stiffness and the risk of myocardial diastolic dysfunction in women. Biosci Rep. 2016 Oct 27;36.

Inspiring women in translational medicine
Berlin Institute of Health, 11.2.2019
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung möchte Gleichstellung in der Medizin weiter vorantreiben. Dazu hat es für den Internationalen Tag der Mädchen und Frauen in der Wissenschaft zehn Videoportraits von Wissenschaftlerin gedreht, die begeistern und animieren sollen, es ihnen nachzutun. Die Filmportraits, die am 11.2.2019 öffentlich vorgestellt werden, stützen sich auf die Arbeit dieser Wissenschaftlerinnen in der translationalen Forschung des BIH, an der Charité Berlin und am Max Delbrück Centrum Berlin. Zu ihnen gehört auch die Leiterin des GIM, Frau Professor Vera Regitz-Zagrosek.
(s.a. Interview K. Höhne)
Mehr zum Thema