Johanna Zebisch, Bereich Gender Mainstreaming,
Städtisches Klinikum München,

Bei der Befragung zur Gendermedizin in den Kliniken nahmen 93 Prozent der Chefärzte teil. Ihre Einschätzung ergab eine breite Streuung. Einige wenige standen der Genderspezifik aufgeschlossen gegenüber, bei den meisten ging es von wohlwollend bis stark ablehnend. Sehr häufig wird Gendermedizin noch als Frauenmedizin wahrgenommen. Zu spüren war aber auch: Die Sensibilität für das Thema kommt mit dem Wissen.
Der Wissensstand zur Gendermedizin ist bei den Medizinern gering. So sehen sie auch manche von ihnen als Einstand in die individuelle Medizin. Gendermedizin darf aber nicht nur differenzieren zwischen männlich - weiblich sondern muss auch altersspezifisch wahrgenommen werden.
Die geringe Verbreitung genderspezifischen Gedankengutes, so meinen viele Ärzte, läge auch an der geringen Datenlage und des schlechten Images der Gendermedizin.

Johanna Zebisch hielt ein Seminar zur Gendermedizin bei den PJlern der Kliniken, fast alle PJler kamen, das Seminar war gut vorbereitet, das Interesse letztendlich aber dürftig, auch bei den weiblichen. Die Frage war: "Was sollen wir mit dem Wissen denn tun. Wird in der Praxis ja nicht verlangt." Und vor allem: "Es ist nicht prüfungsrelevant."

Bei der Auswertung von Patientenbefragungen und des Beschwerdemanagements ergab sich, dass Frauen generell kritischer sind und für sie andere Themen eine Rolle spielen: Sauberkeit, Frauen haben ein großes Informations- und Kommunikationsbedürfnis, die Kompetenz des medizinischen Personals, die innere Kommunikation und Organisation. Beschwerden kamen von Frauen auch öfter hinsichtlich der Verletzung ihrer persönlichen Würde.