Jungensprechstunde in interdisziplinärer Zusammenarbeit

Artikel
24.02.2020
DGesGM fragt nach bei Vorhaben, die sie unterstützt:
Was gibt es Neues aus den Projekten der Fachstelle Gendermedizin der München Klinik? Darüber berichtet Dr. Hildegard Seidl, die diese Projekte betreut.


Wie bereits im Newsletter 4/2019 berichtet wurde, gibt es in der München Klinik, dem Verbund der fünf städtischen Krankenhäuser der bayerischen Landeshauptstadt, eine Fachstelle Qualitätsmanagement und Gendermedizin. Was hat sich getan in deren verschiedenen Handlungsfeldern?

Im Handlungsfeld geschlechterspezifische Versorgung gibt es seit September 2019 in der Schwabinger Kinderklinik eine neue Spezialsprechstunde – die Jungensprechstunde. Diese richtet sich besonders an Jungen, die Fragen zur körperlichen Reifung und sexuellen Entwicklung haben – ein Schwerpunkt bildet auch die Thematik der Geschlechteridentität. Die Erfahrung zeigt, dass Jungen mehr Scheu haben diesbezüglich einen Arzt aufzusuchen als Mädchen, die übergangslos vom Kinderarzt zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen wechseln. Als Ansprechpartner stehen männliche und weibliche Ärzte/Ärztinnen zur Verfügung.

Das Besondere an diesem Angebot ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pädiatrie, Kinderchirurgie und Psychosomatik, sodass die Jugendlichen zeitnah zur weiteren Abklärung an die jeweiligen Disziplinen unter dem Stichwort „Jungensprechstunde“ vermittelt werden können.

Im Handlungsfeld Wissenserwerb und Wissensvermittlung: Die München Klinik ist akademisches Lehrkrankenhaus sowohl der Ludwig Maximilians Universität (LMU) als auch der Technischen Universität München (TUM). Deshalb werden im Rahmen der ärztlichen Ausbildung im praktischen Jahr (PJ) reguläre Vorlesungen zur geschlechterspezifischen Medizin angeboten, die im Vorlesungsverzeichnis zu finden sind. Im Rahmen der neuen Curricula für Krankenpflegeberufe wird das Thema geschlechterspezifische Pflege durch die an die München Klinik angebundene Akademie auch in die Pflegeausbildung integriert. Dabei spielt auch das Wissen um verinnerlichte Geschlechterstereotypen eine Rolle, um die Auswirkungen auf die Pflegehandlungen abzumildern.

Im Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit haben die Kardiologen der München Klinik zu verschiedenen Herzerkrankungen Übersichtsarbeiten im Hinblick auf geschlechterspezifische Unterschiede erstellt. Sie führten für die Erkrankungen Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz und akutes Koronarsyndrom ausführliche Literaturrecherchen durch. Die daraus resultierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden für jede Erkrankung in verständlicher Sprache zusammengefasst. Diese Übersichtsarbeiten stehen nun auf der Website der München Klinik zur Verfügung, um interessierte Laien, aber auch Ärzte zu informieren.
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