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Schöne süße Welt?

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12.04.2018
Gestern im Supermarkt: Eine junge Frau, optisch etwa bei einem BMI von 28, packte vier 250-Gramm-Joghurt-Becher mit schönen bunten Früchten drauf aus dem Regal in ihren Einkaufswagen. Heißt es nicht, Joghurt sei gesund? Ich hätte ihr gern gesagt, dass da nur kaum eine Spur der abgebildeten Früchte drin ist, dagegen allerdings pro Becher eine Zuckermenge, die acht Stücken Würfelzucker entspricht. Hätte sie die Becher ganz erschrocken wieder ins Regal gestellt? Kaum anzunehmen. Und ob sie eine Warnung vor Diabetes, Fettleber, Nierenversagen und Herzinfarkt vom Kauf abgehalten hätte? Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht hätte ja Landwirtschaftsministerin Glöckner bei ihr Gehör gefunden? Sie lehnt nämlich eine Zuckersteuer, wie sie in Großbritannien aktuell eingeführt wird, ab und setzt auf den „freien Bürger“, der sehr gut entscheiden könne, was für ihn gut sei... 

Zucker macht krank, Zucker in Lebensmitteln, wo er nicht hingehört und aus verkaufsoptimierenden Gründen doch reinkommt, insbesondere. Jeden Tag erhalten fast 1.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Diabetes, wir sprechen von einer Mindestzahl von sechs Millionen Diabetikern, andere nennen bereits acht Millionen: Nicht gerechnet diejenigen, die noch nichts von ihrer Krankheit wissen. Übergewicht fördert den Diabetes. Zwei Drittel der Männer (67%) und mehr als die Hälfte der Frauen (53%) haben ein zu hohes Körpergewicht. Knapp ein Viertel (24%) ist schwer übergewichtig (adipös); Tendenz steigend. 

Die Begleit- und Folgeerscheinungen, individuell wie auch für die Gesellschaft, sind gravierend. Was liegt näher, als diese Lawine stoppen zu wollen? Mit einer Zuckersteuer vielleicht, der immer noch nicht beschlossenen Ampelkennzeichnung bei Lebensmitteln, der Durchsetzung artgerechter Tierhaltung und einer Reduzierung des Fleisch- und Fettverbrauchs, mit dem erkennbaren politischen Willen, alle möglichen Maßnahmen zu treffen und zu unterstützen, die diesem Prozess der Körperverletzung – und die Gesundheit nachweislich schädigende Lebensmittel sind Körperverletzung! – Einhalt gebieten. Natürlich gehört dazu auch die immer bessere und bitte auch geschlechterspezifische Information und Aufklärung der Verbraucher/innen, keine Frage ...

(AH)
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