Neuer Partner für eine geschlechtersensible Gesundheitsversorgung

Der in Potsdam gegründete Verein zielt auf Erfahrungsaustausch, Vernetzung, Kooperation 

Das Gründungsteam (v.l.n.r.: Sarah Hiltner, Ulrike Gerstmann, Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, Annegret Hofmann, Dr. Gesine Dörr, PD Dr. Harun Badakhshi, Dr. Natascha Hess)
„Mit der Gründung unseres Vereins im anna fischer project möchten wir der geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung zunächst im Land Brandenburg einen starken Impuls geben, der über die Landesgrenzen hinaus wirkt“, so das Anliegen des Gründungsteams, das sich am 13. Dezember in Potsdam traf, um die Satzung zu beschließen und einen Vorstand zu wählen. Mit der Gründung des Vereins wurde weitergeführt, was 2015 mit einer Ist-Stand-Analyse zur Gendermedizin im Land Brandenburg begann. Damals hatte das Netzwerk Gendermedizin & Öffentlichkeit bei einer landesweiten Umfrage unter Mitwirkenden am Gesundheitssystem erfragt, welche Rolle sie einer geschlechtergerechten und geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung beimessen. Das Ergebnis war eine große Zustimmung für die Bildung eines regionalen Netzwerkes, das die Umsetzung einer solchen Gesundheitsversorgung vorantreiben könnte. Das bekräftigten 2016 auch die Teilnehmer/innen einer Fachtagung, an der sich auch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg beteiligte. 

„Die Arbeit mit dem und im neugegründeten Verein wird es uns ermöglichen, noch mehr Partner ins Boot zu holen und Versorgungsbereiche zu erschließen, in denen wir gute Möglichkeiten für die Implementierung einer geschlechtersensible Gesundheitsversorgung sehen“, so Dr. Gesine Dörr, Ärztliche Direktorin des St. Josefs Krankenhauses Potsdam, die dies vor allem aus Sicht der Kardiologin und Reha-Expertin sieht. 

PD Dr. Harun Badakhshi, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Ernst-von-Bergmann-Klinikum Potsdam, lenkt den Fokus auf Aus- und Weiterbildung der Mediziner/innen. „Hier gibt es riesige Wissenslücken, die aufgefüllt werden müssen, wenn wir zu einer guten gesundheitlichen Versorgung kommen wollen.“ Das betreffe nicht nur die onkologische Versorgung, sondern beginne bereits bei der Prävention.
Dr. Gesine Dörr und Dr. Badakhshi sind, wie Annegret Hofmann, Sprecherin des seit 2011 bestehenden Netzwerks Gendermedizin & Öffentlichkeit, im Vorstand des Vereins. Zu ihm gehören auch Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, viele Jahre Mitarbeiterin am Charité-Institut für Geschlechterforschung in der Medizin und seit Sommer 2017 Gendermedizin-Professorin an der Radboud-Universität Nijmegen, sowie Dr. Natascha Hess, Berlin/Werder. Die niedergelassene Kardiologin ist eine Pionierin der Gendermedizin in Berlin/Brandenburg. Sie wirkt seit Jahren unermüdlich in der Weiterbildung der Ärzte auf diesem Gebiet und ist im Moment dabei, im Rahmen eines MVZ eine qualifizierte geschlechtersensible Versorgung von Patientinnen und Patienten anzubieten.

Für die Initiatorin und Vereinsvorsitzende, die Medizinjournalistin Annegret Hofmann, ist die Arbeit des Vereins ein Herzensanliegen. „Es vergeht kaum eine Woche, dass nicht eine neue wissenschaftliche Erkenntnis publiziert wird, die neue Möglichkeiten einer besseren gesundheitlichen Versorgung von Frauen und Männern, auch verschiedener Altersgruppen, eröffnet. Es dauert sehr lange, zu lange, bis solche Erkenntnisse in den Arztpraxen und Kliniken umgesetzt werden, bei der Verordnung von Medikamenten oder auch in Prävention, die bei Reha und Pflege eine Rolle spielen. Frauen und Männer könnten davon profitieren, sie müssen es unbedingt. Deshalb will unser Verein informieren, Druck machen - gemeinsam mit Partnern aus den Gesundheitsbereichen, aus Forschung, Gesundheitswirtschaft und natürlich der Gesundheitspolitik.“

Infos zur Namensgeberin Anna Fischer-Dückelmann (1856 bis 1917).