Thomas Altgeld: Männergesundheit jenseits von Stereotypen und falsche Forderungen

Auf das Geschlecht zu schauen ist eine wichtige Frage der gesundheitlichen Versorgung – wir brauchen eine geschlechtergerechte Medizin.
Männer sind keine Versorgungsmuffel, da geben die offiziellen Aussagen ein falsches Bild. Frage der Lebensalter. Nur zwischen 35 und 45 Jahren sind Frauen diejenigen, die Leistungen häufiger in Anspruch nehmen. Später ist das nicht mehr so, bei Krebsvorsorge ab 75 Jahren sind Männer gründlicher. Könnte sich Frage aufdrängen, ob ältere Frauen Vorsorgemuffel sind!
These ist – die Bezugspunkte zu Männergesundheit sind falsch gesetzt, falsche Ansprache, falsche Forderungen erreichen die Adressaten nicht.

Auch zu postulieren:
Männer leben im Schnitt fünf Jahre kürzer, dafür erleben sie in dieser Lebenszeit aber durchaus gesund – Bewertung von Leben, Vorstellungen überprüfen.
Diskurs um Jungen: Das problematischere Geschlecht -
Unfälle, Erkrankungen – das Gesundheitszustand der Jungen ist unterbewertet , s. a. Kinder und Jugend-Gesundheitsbericht des RKI.
ADHS wird dreimal bei Jungen dreimal häufiger als bei Mädchen diagnostiziert. 

2009 – jedes 27. Kind bekommt Ritalin – meist Jungen, im Osten Deutschlands werden die Jungen seltener therapiert als im Westen, Beispiel Koblenz! Stellt sich die Frage: Warum??
Geographie der Versorgung ist sehr unterschiedlich. Neue Kultur des Hinschauens?

Überversorgung: Logopädie im Kindesalter – jedem vierten Jungen wird das verordnet, Sprachentwicklung- was macht das mit den Betroffenen? Viele Fragen stellen sich hier auch wieder in Bezug auf die Versorgungsforschung.
Häufige Berichte in Sachen Jugendhilfe sprechen von Kindern – unterteilen aber bis zum Alter unter sechs Jahren nicht in Mädchen und Jungen.

Zahngesundheit: Jungen haben häufiger Zahnprobleme, Mädchen putzen besser.
Ein Drittel der Männer geht nur dann zum Zahnarzt, wenn sie Probleme haben, Hang zum Selbsttherapien. Frauen gehen regelmäßig, auch wenn sie keine akuten Probleme haben.
Wie geht man in der Zahnarztpraxis damit um – viele offene Fragen, Fragen der Praxisorganisation, der altersgerechten Ansprache.
Beziehungen halten Männer eher gesund, Frauen profitieren weniger davon.

Männer wollen konkrete Hilfe statt Krisentalk.

Der Markt tut das ohnehin: Schönheitsoperationen bei Männern nimmt zu.
Geschlechtsspezifische Versorgung von Männern hat mit Viagra angefangen, geniale Vermarktungsstrategie - von Anfang bis Ende gegendert.
UKE Hamburg wirbt mit Professor für Männergesundheit: Dr. Frank Sommer (UKE Hamburg), Institut für Männergesundheit –Leistungsangebot kommerziell ausgerichtet und entspricht einer bestimmten Vorstellung von „Männergesundheit“ und Männlichkeit
Kompetent, authentisch und normal – so nehmen sich Jungen und Männer wahr, deshalb reagieren sie auf gewöhnliche Präventionsmaßnahmen und –aufrufe (Defizitzuschreibungen) nicht. Sie sehen sich als Selbstexperten für die eigene Lebenssituation.
Überdenken der Ansprache von Männern ist dringend notwendig.
Gender Mainstreaming besser und umsetzbarer in gesetzlichen Grundlagen verankern, neue Anreize setzen. Nicht nur als Querschnittsanforderung, dann geht es unter!
Geschlechterfragen werden bei Ausschreibungen von Forschung kaum zum konkreten Thema gemacht.
Positive Einstellung zum Geschlecht muss befördert werden. Sind Männer wirklich gut versorgt, wenn sie mehr Stents kriegen?
BzgA hat inzwischen auch Männergesundheitsportal.