BEFRI-Studie: Lebensstilveränderungen
schützen Frauen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Artikel
28.01.2013
Update: 25.02.2013
Werden Frauen nach Krankheitsrisiken befragt, nennen sie an erster Stelle die Befürchtung, an Krebs zu erkranken. „Das entspricht aber nicht der Realität, denn auch bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupttodesursache“, so Dr. Sabine Oertelt-Prigione. Die Internistin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschlechterforschung in der Medizin der Berliner Charité ist Mitglied des Teams der BEFRI-Studie (Berliner Frauen Risikoevaluation) unter Leitung von Institutsdirektorin Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek. 

Dr. Oertelt-Prigione: „Die Risiken von Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden von vielen Frauen, aber oft auch von ihren Ärzten, unterschätzt. Mangelndes präventives Verhalten zeigt dann seine Folgen in schweren Erkrankungen und vorzeitigem Tod. Unsere Studie vergleicht Selbsteinschätzung und objektives Risiko der Studienteilnehmerinnen. Die Daten werden mit den Frauen ausgewertet, entsprechende Präventionsempfehlungen besprochen. Unsere ersten Studienteilnehmerinnen haben gerade das als sehr positiv bewertet.“ 

Seit dem Start im November 2012 wurden – mit Hilfe der Einwohnermeldeämter – Frauen in mehreren Berliner Stadtbezirken angesprochen und für die Studie gewonnen. „Wir konnten bis jetzt mehr als 350 Termine vereinbaren und schon mehr als 200 Frauen untersuchen“, sagt Dr. Oertelt-Prigione, „das ist ein gutes Ergebnis, das uns optimistisch stimmt. Die angestrebte Zahl von rund 1.000 Studienteilnehmerinnen werden wir innerhalb eines Jahres ganz sicher erreichen.“ 

Die Studienteilnehmerinnen füllen einen umfangreichen Frage-bogen aus, der vor allem ihre Selbsteinschätzung erfasst, und erhalten einen Untersuchungstermin. Dabei werden in etwa eineinhalb Stunden medizinische und psycho-logische Parameter erhoben. Solche Untersuchungen und Gespräche führt u. a. Dr. Oertelt-Prigione durch. „Unsere Ausgangsthese, dass Herzerkrankungen von und bei Frauen häufig nicht erkannt bzw. bereits bestehende Signale nicht wahrgenommen werden, hat sich bestätigt. Ich konnte bei einer Frau einen Herzinfarkt feststellen, bei anderen behandlungsbedürftigen Bluthochdruck, der von den Studienteilnehmerinnen nicht wahrgenommen worden war.“ 

Zu einem geringen Teil sind erbliche, also nicht beeinflussbare Faktoren oder Vorerkrankungen Ursache für Herz- Kreislauf-Erkrankungen Vor allem aber ist es der Lebensstil. Rauchen, Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum, Stress – „Wer mehr als bisher darum weiß, kann selbst etwas tun“, betont Oertelt-Prigione“, „dieses Wissen an die Studienteilnehmerinnen zu vermitteln, ist das eine. Zum anderen sollen die Studienergebnisse die in Deutschland mangelhafte wissenschaftliche Datenlage in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen verbessern – und ganz praktisch Präventionsmaßnahmen und –verhalten im großem Umfang beeinflussen.“
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