„Es waren weibliche Medizinerinnen, die in den neunziger Jahren in den USA die Notwendigkeit einer differenzierten Medizin in Bezug auf das Geschlecht erkannt und neue Erkenntnisse vorangetrieben haben. Auch heute, wo zunehmend intensiver auf diesem Gebiet geforscht wird und uns immer neue Erkenntnisse erreichen, sind es vorwiegend Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen, die sich dieser Thematik widmen“, so Vorstandsmitglied und Gendermedizinerin Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, die, aus der Charité kommend, aktuell an der Radboud-Universität Nijmegen lehrt. Dass bei einer zunehmenden Zahl von weiblichen Medizinstudierenden und Ärztinnen in Klinik und Praxis dennoch so wenige Frauen in Leitungspositionen des Medizinbetriebs tätig sind, ist deshalb ein Anachronismus.
Allein im Land Brandenburg gibt es, einer Statistik der Landesärztekammer in Potsdam (Stand 31.12. 2017) zufolge, fast 7 500 Ärztinnen – im Vergleich dazu: 6 360 Ärzte. In Führungspositionen sieht das Verhältnis ganz anders aus: 77 leitende Ärzte sind weiblich, 342 dagegen männlich. In der Statistik der Landesärztekammer findet sich lediglich eine einzige Ärztliche Direktorin - in einem Gremium von insgesamt 31. Dr. med. Gesine Dörr, Ärztliche Direktorin des St. Josefs Krankenhaus Potsdam, sieht ihre Aufgabe im Vorstand des Vereins deshalb auch darin, Ärztinnen nicht nur zu ermutigen, sich mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden ihrer Patientinnen und Patienten zu befassen, sondern auch dies in Leitungsgremien durchzusetzen. „Gendermedizin ist Qualitätsmedizin und hat eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten zur Folge.“ Auch beim in der Entstehung begriffenen Gesundheitscampus Brandenburg, einem Verbund aus Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Kliniken des Bundeslandes, muss dieser Aspekt eine wichtige Rolle spielen – so der Verein.
AH