Birgit Fischer war von 2011 bis 2019 Hauptgeschäftsführerin des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Zuvor war sie von 1998 – 2005 Gesundheits- und Sozialministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, später Vorsitzender der Barmer GEK:
„Das ist so eine Erfahrung, die ich immer wieder gemacht und auch an mir selber erlebt habe. Eine Situation, ein Problem – und Frauen sehen viel schneller alle Beziehungsstränge, die zu diesem Problem hinführen, nähern sich der Lösung mit einem Gesamtblick, der viele Details berücksichtigt. Männer picken sich einen Aspekt heraus, aber dessen Lösung provoziert möglicherweise andere Probleme, die man nicht im Auge hatte. Effektiv wird es, wo diese beiden Betrachtungsweisen sinnvoll zusammenspielen.
Das Gesundheitswesen ist ein Paradebeispiel dafür, dass bislang nicht nur vor allem Einzelfragen zugespitzt werden – zum Beispiel die ewige und ganz sicher nicht unwichtige Kostenfrage – sondern auch die Partikularinteressen der einzelnen Akteure im Vordergrund stehen, obwohl das immer diplomatisch verbrämt wird, indem der Patient und dessen Interessen vorgeschoben werden.Viel wichtiger wäre es doch, zunächst gemeinsam zu formulieren: Was für ein Gesundheitssystem wollen wir, wie werden wir den Versicherten und Patienten damit gerecht? Das verlangt aber auch eine stärkere Einbeziehung der Bürger in diese Diskussion. Das Gesundheitswesen sollte nicht immer über die Bürgerinnen und Bürger sondern mit ihnen reden. Auf den Punkt gebracht: Die bisherigen Entscheidungen im Gesundheitswesen haben die zukunftsorientierte Lösung der Probleme im Gesundheitswesen nicht gebracht, und natürlich ist es auch der Gesundheitsfonds nicht. Wir brauchen einen neuen, einen dritten Weg. Diese Diskussion hat noch nicht stattgefunden. Ich wünsche mir, dass daran möglichst viele kompetente Frauen aus dem Gesundheitssystem teilnehmen, und ich stehe dazu als Gesprächspartnerin unbedingt zur Verfügung."
Birgit Fischer
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