Dr. Siegmund-Schultze verweist auf eine Datenanalyse ihrer Krankenkasse, die ergab, dass herzkranke Frauen wesentlich häufiger gleichzeitig depressiv sind als herzkranke Männer. So hat die Hälfte der herzkranken Frauen auch gleichzeitig depressive Symptome, die so stark sind, dass sie auch in den Krankenkassendaten sichtbar werden, während es bei den herzkranken Männern nur ein Viertel ist. Daraus resultiert ein spezielles Projekt, ein Angebot der KKH-Allianz, das zusammen mit einem Psycho-Kardiologie-Lehrstuhl in Göttingen erarbeite wurde.
Grundlage dafür war die Einschätzung, dass Frauen sich eher aussprechen wollen, sich durch Sprechen erleichtern, während Männer eher Ratschläge erwarten, wie sie sich mit ihrer Erkrankung verhalten sollen. In dem Projekt werden betroffene Frauen geschult, am Telefon mit anderen betroffenen Frauen zu sprechen, ihnen zuzuhören. Die KKH-Allianz lädt nun betroffene Frauen ein, diesen Telefondienst zu nutzen, um sich auszusprechen.
Statement Dr. Sigmund-Schultze: "Einen Schub wird es der Gender-Medizin bringen, wenn wir über Erfolgserlebnisse berichten können. Wenn deren Vorteile bekannter werden, würde sich auch eher herumsprechen, dass das Sinn macht. Das andere ist, dass sich mehr und mehr der Gender-Aspekt als ein normaler Aspekt der Betrachtung der Realität durchsetzen sollte, und es meiner Meinung nach auch wird. Eben wie wir jetzt zum Beispiel auf besondere Aspekte von Migranten achten. Man wird die Realität unter verschiedenen Aspekten sehen und nicht alles in einen Topf werfen und nur nach sehr groben Kriterien sortieren. Ich habe den Eindruck, dass sich das mehr und mehr durchsetzt und dass wir hier gerade in der Gender-Debatte einen Anstoß gegeben haben."
Dr. Elisabeth Siegmund-Schultze,
KKH-Allianz, Hannover
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