Dr. Jan Jansen,
Schmerzzentrum Berlin

Auch beim Schmerz ist die Datenlage hinsichtlich geschlechterspezifischen Unterschieden immer noch sehr dünn. Das Schmerzzentrum Berlin will das auch mit seinen Erhebungen zu verändern helfen. Zu Schmerzen gibt es noch viele Vorurteile, eines der besten Beispiele ist die Migräne. Acht von Zehn Migränepatienten, die ins Schmerzzentrum kommen, sind weiblich. Migräne ist in unserem Bewusstsein weiblich besetzt, sowohl bei vielen behandelnden Ärzten, bei Männern, aber auch bei den Patientinnen selbst. Anders ist es, wenn der behandelnde Arzt selbst an Migräne leidet, dann nimmt er diese auch ernster bei seiner Patientin.
Frauen, Männer und Schmerzten. Frauen können in der Regel ihre Schmerzen besser kommunizieren, Männer wollen zumeist einfach "repariert" werden.

Zum "Berliner Modell" erläutert Dr. Jansen:
"Wir werden in Zukunft versuchen, von vielen Patienten ganz klare homogene Datensätze zu sammeln, die wir in internetbasierten Akten ablegen, wo alle Akteure, die am Patienten etwas tun, hineinschreiben und, das Wichtigste, die Einschätzung des Patienten selbst, denn sie fragen wir nachher, wenn sie unsere Patienten sind, ob es ihnen geholfen hat."
Auf diesem Weg könne genauestens verfolgt werden: Was wurde getan, was hat geholfen, welcher Erfolg beruht auf welcher Maßnahme, was war überflüssig…

In der Medizin gäbe es zwar zahlreiche Daten, nur eben auch viele Datengräber. Ein Schmerzpatient wird von verschiedenen Ärzten - oft entsprechend derer fachlichen Ausrichtung - verschieden beraten, verschieden behandelt. Nicht selten sieht ihn der Arzt nicht wieder. Wenn eine Therapie wirklich angeschlagen hat, kann oft nicht nachvollzogen werden, was wirklich geholfen hat.
Indem nun ein Exzerpt aus den Patientendaten gezogen werde, dieses in einer webbasierten Akte unter Beachtung des Datenschutzes abgeheftet wird, könne im Laufe einer Biographie verfolgt werden, welche Aktivität wirklich geholfen habe.
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