Handungsoptionen: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz - Erkenntnisse aus der geschlechtersensiblen Medizin

Artikel
25.07.2023
Aus den modernen Forschungen zur geschlechtersensiblen Medizin wissen wir um Unterschied­lichkeiten des Menschen – bedingt durch Gene, Hormone, Stoffwechselprozesse und andere biologische, aber auch durch psycho-soziokulturelle Faktoren. Die Medizin stellt dies vor neue Herausforderungen bei der Entwicklung von Medikamenten, neuer Diagnosemethoden und Therapien, Pflege und Rehabilitation – aber auch in Bezug auf neue Arbeitsprozesse und nicht zuletzt in der Kommunikation.

Die aktuellen Prozesse der Digitalisierung und der KI in der Medizin eröffnen neue und bisher unbekannte Möglichkeiten, zeigen aber auch schon in der gegenwärtigen Phase die Schwächen: So erreichen App-Entwicklungen unterschiedliche Gruppen – z.B. Frauen! – nicht zufriedenstellend.

Aus den Erfahrungen beim Einsatz von Digitalisierung und KI in der Medizin können, müssen andere Bereiche lernen – sie sind nutzbar für die Implementierung von KI in allen Feldern von Wirtschaft und Gesellschaft.

Gibt es hier Versäumnisse im Entwicklungsprozess, ob bewusst oder unbewusst, sind diese im Nachhinein aufwändig und teuer zu beheben.


Deshalb:
  1. Entwicklungsteams sind optimal in diverser Zusammensetzung – sowohl was die geschlechtliche Komponente betrifft als auch die bezüglich der beruflichen Kompetenz – im diskutierten Fall: Medizin/Gendermedizin – IT- und KI-Entwicklung – Anwender in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft.
  2. Aus den Erkenntnissen der geschlechtersensiblen Medizin sind wichtige Entscheidungshilfen für die Implementierung der KI in Prozesse der Wirtschaft – in großen wie auch mittleren Unternehmen – zu gewinnen. Gemeinsame Forschungs-, Entwicklungs­teams sind deshalb zu empfehlen.
  3. In mehrfacher Hinsicht ist es – setzt man auf die KI als Fortschrittsmotor – wichtig, diese unter 1. und 2. genannten Maßnahmen ernst zu nehmen: Wirtschaft – das sind Produzenten und Nutzer aus der Gesamtheit einer diversen Gesellschaft. Nur ein Beispiel: In der mittelständischen Wirtschaft Deutschlands – auch Brandenburgs – sind fast 60 Prozent der Beschäftigten weiblich. Unter den IT-Fachkräften sind es aber nur knapp 20. Ein Einfluss der Erkenntnisse der geschlechtersensiblen Medizin auf diese Entwicklungs­prozesse ist im Moment gleich Null und sogar im medizinischen Bereich noch marginal.
  4. Mit dem Vorhaben einer umfassenden Neugestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft durch KI muss die Diversität von Entwicklern, Produzenten und Nutzern in einem umfassenden Maße einbezogen werden – von der Planung über die Entwicklung, Erprobung und Implementierung. Politische Vorgaben, sollte es sie überhaupt so explizit schon geben, müssen im Detail umgesetzt werden, wenn KI gelingen soll.
  5. Dazu kommen dringend erforderliche Interdisziplinarität, Koordinationen und Kooperationen, nicht zuletzt zwischen Wissenschaft und Forschung, universitärer Forschung, Entwickler-, Ingenieur- und Anwenderteams sowie eine gesellschaftliche Ethik als Kontrollfaktor – also auch ein Umdenken und die Notwendigkeit neuer Formen der Zusammenarbeit.
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