„Covid-19 und die Pandemie haben wie in einem Brennglas gezeigt, wie notwendig es ist, Geschlechterunterschiede in der Medizin – von der Prävention über Diagnostik und Therapie bis hin zu Rehabilitation und Pflege – endlich stärker zu berücksichtigen. Es wird Zeit!“ Das war ein Fazit aus der dreitägigen wissenschaftlichen Tagung „Pandemie und Gendermedizin: Prävention und Gesundheitsförderung neu gedacht“, die vom 16. bis 19. September 2021 am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg mit internationaler Beteiligung in Greifswald stattfand.
Mit dieser Thematik im Mittelpunkt war die Tagung, organisiert vom Netzwerk „Gendermedizin & Öffentlichkeit“/G3 – Arbeitsgemeinschaft für moderne Medizin e.V., Wissenschaftler/innen der Universitätsmedizin Greifswald und unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg und weiteren Partnern, die erste ihrer Art. Die Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops reichten thematisch vom Überblick über den Stand der geschlechtersensiblen Medizin unter dem Aspekt der Pandemie über Studienergebnisse zu besonders gefährdeten Gruppen bis zu internationalen Erfahrungen u.a. aus Österreich, der Schweiz, Italien, Schweden, Georgien und Gremien der EU. Die Referierenden konnten aus ihren Forschungsbereichen, Universitäten und Einrichtungen auf der Grundlage eindrucksvoller Fakten belegen, dass Frauen, ob als Patientinnen, Mitarbeiterinnen im Gesundheitssystem, als Forschende und Lehrende, im Homeoffice zu einem großen Teil verantwortlich für das Homeschooling, über die Maßen von der Pandemie und ihren Folgen auch sozial betroffen waren.
Im Mittelpunkt standen zudem Themen aus der Forschung, die durch die Pandemie-Erfahrungen neue Impulse gewonnen haben. Das betrifft zum Beispiel die Rolle der Geschlechtshormone, Anforderungen an Impfstoff- und Medikamentenentwicklung oder was Stress bei der Abwehr von Infektionen bewirkt. In vier Workshops wurden Erfahrungen aus Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Gesundheitsämtern, Organisationen oder auch bei der Gesundheitskommunikation diskutiert.
Besonderes Augenmerk galt Themen der Prävention. Hier müssten vor allem mehr zielgruppenspezifische Angebote entwickelt werden, die von Frauen wie auch von Männern gleichermaßen angenommen wurden, eine Forderung, die nicht nur auf die Corona-Prävention im Raum steht. Nachsorge und vor allem auch Long-Covid sind in vielerlei Beziehung noch Terra inkognita. Long-Covid-Therapien, wie sie in der Bad Heiligendammer Reha-Klinik entwickelt wurden, stehen deshalb im wissenschaftlichen Interesse.
Auch psychologische Faktoren und die Rolle der Psychotherapie bei Prävention und Nachsorge wurden beleuchtet.
Die Geschlechterdimension, so Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese, Schirmherrin der Tagung, in ihrem Grußwort, müsse beim Umgang mit der Pandemie, aber auch in der Wissenschaft, in Kliniken und Arztpraxen sowie in allen anderen Bereichen des Gesundheitssystems, der Politik und der Gesellschaft eine größere Rolle spielen.
Wissenschaftliche Tagung 16. bis 18. September 2021 in Greifswald