Kommunikation, Versorgung, Geschlecht
Ein viel diskutiertes Thema in der Medizin und vor allem im Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten ist die Kommunikation. Ein aufschlussreiches Paper - auch als Fortbildungseinheit mit der Möglichkeit, CME-Punkte zu sammeln – ist dazu in Nervenheilkunde 2020, 39, 368-374, erschienen.
Die beiden Autorinnen, Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer, Universität Münster, und Julia Schreitmüller, Universität Düsseldorf, haben das Thema speziell unter dem Geschlechteraspekt beleuchtet.
Sie betonen die Notwendigkeit, Geschlechterunterschiede zu berücksichtigen, wo sie nachgewiesenermaßen vorhanden sind, weisen aber auch, sie dort zu sehen, wo möglicherweise keine vorhanden sind oder kleinere als angenommen bestehen. Dazu sei es auch erforderlich, dass „die geschlechtersensible Medizin ihr Nischendasein in Forschung und Praxis“ verlasse. Kommunikation und Behandlung im Versorgungsalltag müsse immer stärker in einem „Cross-Cultural-Setting stattfinden, somit „nicht nur von biologischen und sozialen Geschlechterunterschieden geprägt“ sein, sie stünden zudem „vor sprachlichen und kulturellen Herausforderungen aufgrund migrationsspezifischer Aspekte“.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1134-9009
Mehr Unterschiede als gedacht
Mit einem Schwerpunkt „Gender & Medizin“ widmet sich die September/Oktober-Augabe von „Dr. med. Mabuse“ auf rund 20 Seiten verschiedenen Aspekten der Gendermedizin. Zu den Autor/innen zählen neben Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek und Dr. Stefanie Schmid-Altringer (ihr Buch „Gendermedizin. Warum Frauen eine andere Medizin brauchen“ erschien im Frühjahr) auch Prof. Gerd Glaeske (zur genderorientierten Gesundheits- und Arzneimittelversorgung) und Prof. Karin Nolte, die die Gendermedizin aus der historischen Persepktive betrachtet. Weitere Beiträge widmen sich Intersex, der Gesundheitsversorgung von trans und nichtbinären Menschen sowie Aspekten der reproduktiven Rechte.
www.mabuse-verlag.de
Mit einer Mission unterwegs
Sie war die erste Frau und Herzchirurgin in Europa, die ein Kunstherz implantierte. Und nicht nur das. Die junge Ärztin stammt aus einer türkischen Familie, geboren und aufgewachsen ist in Deutschland – hat einen spannenden, nicht immer einfachen Weg genommen. Im Jahr 2019 ging der German Medical Award an Dr. Dilek Gürsoy – als Medizinerin des Jahres. Über das Erlebte und das, was noch werden soll, berichtet Dr. Gürsoy im soeben erschienenen Buch „Ich stehe hier, weil ich gut bin“. Sie hat sehr viel erreicht bisher – man möchte gern glauben, dass sie eine weitere Hürde, ein Kompentenzzentrum für Herz- und Kunstherzmedizin zu gründen, ebenfalls meistert.
Dr. Dilek Gürsoy/Doreen Brumme „Ich stehe hier, weil ich gut bin. Allein unter Männern: Eine Herzchirurgin kämpft sich durch“, Eden Books, 2020, ISBN 978-3-95910-286-5, Euro 14.50
Im Web gefunden:
Die Zeit/Österreich, 3. 9. 2020
Alexandra Kautzky-Willer:
Sie kämpft gegen die Macho-Medizin.
Porträt der Wiener Gendermedizinerin von Ruth Eisenreich
Website des NIH, wichtigste US-Behörde zu biochemischen Forschung
Integrating Sex and Gender to Improve Human Health Course – Neue Module zur Integration von Geschlecht und Geschlecht zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit