Weil mir gerade in letzter Zeit bewusst wurde, dass Gendermedizin und Public Health – eigentlich unerklärlicherweise – zu wenig miteinander agieren, sondern nebeneinander, und dass dadurch wichtige gegenseitige Impulse verloren gehen, hat mich der Beitrag von Professorin Ulrike Maschewsky-Schneider, Potsdam, besonders interessiert. Public Health ist nicht Gendermedizin, keine Frage, aber die Überschneidungen und Berührungen sind unverkennbar.
Wenn Public Health – Zitat: „soziale Einflussfaktoren auf Gesundheit und Krankheit und die Organisation von gesundheits- und versorgungsrelevanten Systemen und Prozessen“ bearbeitet, so ist dies auch das Verständnis von Gendermedizin. Nicht nur das biologische Geschlecht berücksichtigen, sondern die Komplexität des Bio-Psycho-Sozialen insgesamt.
Maschewsky-Schneider sieht die Entscheidung darüber, ob die Gendermedizin diesem Modell oder dem rein biomedizinischen folgt, noch offen. Ich denke, das können wir beeinflussen. Ohne Public Health, ohne soziologische Daten keine „richtige“ Gendermedizin. Hier sollte sich mehr als bisher zusammen tun, was zusammen gehört.
Die Vielfalt der Themen im Buch erlaubt es, nur einige herauszugreifen wie Männergesundheit, Gender in der Epidemiologie und Betrieblicher Gesundheitsförderung oder auch geschlechtersensible Nutzerorientierung in Bezug auf die Telemedizin. Alle sind lesenswert und können helfen, eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung zu implementieren. Mehr kann ein Buch nicht leisten. (AH)
C. Hornberg/A. Pauli/B. Wrede (Hrsg.)
Medizin – Gesundheit – Geschlecht.
Eine gesundheitswissenschaftliche Perspektive
ISBN 978-3-531-19013-6
375 S., EUR 39,99/ eBook 29,99