S.O: Seit 2008 haben wir dieses geförderte Projekt aktiv zu begleiten, unsere Motivation: Wir konnten Veränderungen gesehen, nicht nur bezüglich der medizinischen Möglichkeiten, sondern auch: Pflege ist weiblich, bei professionellen Pflegediensten ebenso wie bei pflegenden Angehörigen (72% sind weiblich, 28% männlich). Unser Ziel: Mit Blick auf unser Unternehmen wollten wir Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erhalten und sie an unser Unternehmen positiv binden, für die Beschäftigten selbst ist wichtig, ihre Beschäftigung zu erhalten und Beruf und Pflege zu bewältigen.
Die Doppelbelastung, das haben wir erkannt, kann unter schlechten Rahmenbedingungen krank machen. Das ist eine Herausforderung für die Unternehmen.
I.S: Dr. Fasshauer kennt alle Seiten, weil sie als Hausärztin oft Mutter und Tochter betreut...
MLF: Ja, die Tochter wird durch die Nähe wieder zum Kind, das in der Kritik und unter Beobachtung der Mutter steht und muss gleichzeitig Mutterrolle übernehmen, weil sie pflegt und sich kümmert. Gleichzeitig immer die Frage: Mache ich alles richtig, kann ich das überhaupt. Diese Problematik ist wahnsinnig komplex und betrifft nicht nur die Berufstätigen, Pflegende sind in allen Generationen zu finden. Töchter lassen sich viel mehr in diese Zwangssituation der Pflegeverantwortung hineinbringen als Männer: Ein pflegender Mann ist toll, pflegende Frau ist normal ...
IS: Welche Krankheitsbilder sind es in der Geriatrie, bei denen die Geschlechtsspezifik besonders berücksichtigt werden muss?
IF: Rheuma, Osteoporose sind klassische Frauenkrankheiten, auch Alzheimer gehört dazu 95% der Bewohner in Altenheimen sind Frauen. Frauen haben spezielle Bedürfnisse, Beziehungspersonen ebenfalls und der Arzt ebenso. Wir wissen z. B., dass Diabetiker von Ärztinnen oft besser eingestellt werden als von Ärzten. Insgesamt also ein unglaublich komplexes Thema.
Wir haben das Thema Inkontinenz bei Männern und Frauen aufgearbeitet.
Bei gleichen Symptomen können Frauen besser damit umgehen als Männer, auch wenn der Leidensdruck gleich ist.
Wir haben das Thema Inkontinenz bei Männern und Frauen aufgearbeitet.
Bei gleichen Symptomen können Frauen besser damit umgehen als Männer, auch wenn der Leidensdruck gleich ist.
MLF: Frauen leiden genauso darunter wie Männern, gehen nicht gern in Öffentlichkeit, fühlen sich gehemmt. Und ein anderes Problem, das Frauen betrifft. Es gibt zu wenig Urologinnen.
Frage A. Hofmann: Wie kommt es, dass augenscheinlich das Thema Geschlechtsspezifik in den pflegenden Bereichen noch so wenig reflektiert wird? Es liegt doch auf der Hand, dass da unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden müssten.
IF: Die Pflege ist ein Geschäft, und als solches steht halt dieses Thema nicht im Vordergrund. Es steht alles in den MDK-Richtlinien. Man wird den individuellen Bedürfnissen nicht gerecht. Das ist eine unglückliche Situation.
SO: In der Tat ist das eine große Herausforderung an die Krankenkassen. Es müssen neue Wohn- und Betreuungsformen gefunden werden, die dies berücksichtigen.
Altersgerechte Assistenzsysteme werden größtenteils von Männern konzipiert. Es wäre wichtig zu wissen, was erwarten Frauen von den Assistenzsystemen. Sie werden ja vor allem gepflegt.
Die Studie in unserem Unternehmen ergab: 15% haben zu Pflegende zu Hause, 72% der Pflegenden sind weiblich. Besonders belastet sind ohnehin im Pflegebereich Tätige, wenn sie noch zu Hause pflegen sollen, aber das wird wie selbstverständlich erwartet.
MLF: Beim Thema Assistenz habe ich eine Bitte an die Krankenkassen, wenn es um Hilfsmittel geht: als Ärztin nicht nur Formulare ausfüllen müssen, sondern die Möglichkeit der individuellen Fallschilderung zu haben – nicht Bürokratie, sondern direkte Hilfe!
Es ist schwierig, mit den jeweiligen Mitarbeitern zu sprechen, der Aufwand, eine Assistenz zu bekommen ist so riesig, das ist grauenhaft.
IF: Hilfsmittel ist noch vor den Medikamenten größter wachsender Markt – 2 Mio. Rollatoren sind in Deutschland im Umlauf...
SO: Hilfsmittelmarkt ist in der Tat der größte Markt. 2 Mio. Rollatoren sind in Deutschland ausgeliefert, aber die Akzeptanz ihn zu benutzen, ist gering.
MLF: Es gibt die Unterscheidung zwischen professionellen und pflegenden Angehörenden. Wir müssen Pflegende ermutigen und unterweisen zur Pflege
Pflegende brauchen ganz früh Unterstützung, u. a. ein Gespräch was auf sie zu kommt, Probleme thematisieren und Ermunterung sich zu melden, wenn die Belastung zu heftig wird – Dank an Krankenkasse – dass Kurzzeitpflege möglich ist, muss nur auch genutzt werden.
Zwischenruf G. Kordowski: Als betroffene Pflegende weiß ich – die Kurzzeitpflegemöglichkeit ist wichtig, ich bin voll berufstätig.
Und ich will ohne schlechtes Gewissen einmal im Jahr Urlaub machen können – für pflegende Angehörige ist Urlaub zu Hause genauso ein Full-Time-Job. Die Realität ist auch – Pflegekräfte sind unterbezahlt, keine Chance also, dass Pflegebedürftige angemessen betreut werden.
Zwischenruf Auditorium: Es müssen Anreize für Angehörige - Männer und Frauen -geschaffen werden, für Pflege freigestellt zu werden – nicht als Kannleistung des Arbeitgeber, sondern als Mussleistung. Hier ist die Politik ist gefordert.
Frage A. Hofmann: Wie kommt es, dass augenscheinlich das Thema Geschlechtsspezifik in den pflegenden Bereichen noch so wenig reflektiert wird? Es liegt doch auf der Hand, dass da unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden müssten.
IF: Die Pflege ist ein Geschäft, und als solches steht halt dieses Thema nicht im Vordergrund. Es steht alles in den MDK-Richtlinien. Man wird den individuellen Bedürfnissen nicht gerecht. Das ist eine unglückliche Situation.
SO: In der Tat ist das eine große Herausforderung an die Krankenkassen. Es müssen neue Wohn- und Betreuungsformen gefunden werden, die dies berücksichtigen.
Altersgerechte Assistenzsysteme werden größtenteils von Männern konzipiert. Es wäre wichtig zu wissen, was erwarten Frauen von den Assistenzsystemen. Sie werden ja vor allem gepflegt.
Die Studie in unserem Unternehmen ergab: 15% haben zu Pflegende zu Hause, 72% der Pflegenden sind weiblich. Besonders belastet sind ohnehin im Pflegebereich Tätige, wenn sie noch zu Hause pflegen sollen, aber das wird wie selbstverständlich erwartet.
MLF: Beim Thema Assistenz habe ich eine Bitte an die Krankenkassen, wenn es um Hilfsmittel geht: als Ärztin nicht nur Formulare ausfüllen müssen, sondern die Möglichkeit der individuellen Fallschilderung zu haben – nicht Bürokratie, sondern direkte Hilfe!
Es ist schwierig, mit den jeweiligen Mitarbeitern zu sprechen, der Aufwand, eine Assistenz zu bekommen ist so riesig, das ist grauenhaft.
IF: Hilfsmittel ist noch vor den Medikamenten größter wachsender Markt – 2 Mio. Rollatoren sind in Deutschland im Umlauf...
SO: Hilfsmittelmarkt ist in der Tat der größte Markt. 2 Mio. Rollatoren sind in Deutschland ausgeliefert, aber die Akzeptanz ihn zu benutzen, ist gering.
MLF: Es gibt die Unterscheidung zwischen professionellen und pflegenden Angehörenden. Wir müssen Pflegende ermutigen und unterweisen zur Pflege
Pflegende brauchen ganz früh Unterstützung, u. a. ein Gespräch was auf sie zu kommt, Probleme thematisieren und Ermunterung sich zu melden, wenn die Belastung zu heftig wird – Dank an Krankenkasse – dass Kurzzeitpflege möglich ist, muss nur auch genutzt werden.
Zwischenruf G. Kordowski: Als betroffene Pflegende weiß ich – die Kurzzeitpflegemöglichkeit ist wichtig, ich bin voll berufstätig.
Und ich will ohne schlechtes Gewissen einmal im Jahr Urlaub machen können – für pflegende Angehörige ist Urlaub zu Hause genauso ein Full-Time-Job. Die Realität ist auch – Pflegekräfte sind unterbezahlt, keine Chance also, dass Pflegebedürftige angemessen betreut werden.
Zwischenruf Auditorium: Es müssen Anreize für Angehörige - Männer und Frauen -geschaffen werden, für Pflege freigestellt zu werden – nicht als Kannleistung des Arbeitgeber, sondern als Mussleistung. Hier ist die Politik ist gefordert.