BEFRI-Studie:
Bessere kardiovaskuläre Beratung von Frauen etablieren

Artikel
29.04.2015
1.066 Fragebogen, ebenso viele gründliche Untersuchungen, vertrauensvolle Gespräche: Die Ergebnisse der BEFRI-Studie des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin der Berliner Charité (wir berichteten mehrmals darüber), bei der im Verlauf eines Jahres rund 3.000 Berlinerinnen zwischen 25 und 75 angeschrieben und eingeladen wurden, liegen nun vor. BEFRI – Berliner Frauen Risikoevaluation – fragte nach der Selbsteinschätzung der Teilnehmerinnen bezüglich ihres Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ermittelte in einer gründlichen Untersuchung die konkrete Herz-Kreislauf-Situation der Teilnehmerinnen. Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione, die zum von Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek geleiteten BEFRI-Team gehört, bestätigt die oft große Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Befund. „Weniger als die Hälfte der teilnehmenden Frauen, 41,35 Prozent, bewertete ihr kardiovaskuläres Risiko richtig, aber immerhin 48,65 Prozent unterschätzten es. Dabei stellten wir fest, dass es vor allem der Faktor Alter ist, der als Risikofaktor nicht oder kaum wahrgenommen wird.“

Die Einschätzung des absoluten Risikos, innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, wurde mittels einer 3-Punkte-Skala gemessen. Diese Ergebnisse wurden mit der Risikoeinschätzung des „Framingham Cardiovascular Disease Risc Scores“ für Frauen verglichen.
„Das Wissen um die optimalen Werte einzelner Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen nimmt, das konnten wir feststellen, mit zunehmendem Alter der Frauen zu. Der Risikofaktor Alter wurde von unseren Probantinnen aber unterschätzt und nicht als solcher wahrgenommen,“ so Dr. Oertelt-Prigione. 

Die Ergebnisse der bisher einmaligen Studie zeige, betont die Wissenschaftlerin, die Notwendigkeit einer zielgerichteteren Risikoberatung von Frauen: „In einer älter werdenden Gesellschaft sind solche Informationen zunehmend wichtig.“ Es komme gleichzeitig auch darauf an, die beeinflussbaren Risikofaktoren – Hypertonie, Übergewicht, Diabetes – zu reduzieren. Die Studie soll zudem vor allem die ärztliche Beratung in der Haus- oder Facharztpraxis optimieren helfen, so das Ziel des BEFRI-Teams.
Mehr zum Thema