Es ist dabei bemerkenswert, wie sporadisch die Gendermedizin laut der Antworten vertreten ist: Bei 70% der Befragten waren Genderthemen in den Lehrplänen überhaupt nicht vertreten, bei 53% gab es keinerlei Veranstaltungen der Fakultät zum Thema Gendermedizin, bei 27% gelegentlich. bei lediglich 20% gab es Veranstaltungen wie Ringvorlesungen, Seminare, Workshops, etc. Wenn Gendermedizin in der Lehre ein Thema war, dann meist in Fächern wie Kardiologie, in der Medizinischen Soziologie und in der klinischen Pharmakologie, in anderen nicht oder nur am Rande.
In den Modellstudiengängen in Hamburg, Berlin, Hannover und Köln, im Regelstudiengang in Ulm schien die Gendermedizin noch am ehesten vertreten zu sein.
Interessanterweise wurden Veranstaltungen zur Gendermedizin oft von den Studierenden selbst (oder von Fachschaft) organisiert, mitunter auch von hauptamtlichen Lehrpersonen. Die studentischen Mitglieder des Fakultätsrates waren allerdings über 50% der Befragten nicht bekannt. Etwa die Hälfte der Befragten machte im Freitext Vorschläge, wie die Gendermedizin an den Fakultäten vorangebracht werden könnte. Die Empfehlungen, die teilweise den Charakter von Forderungen hatten, beinhalteten z.B. die Einrichtungen von Lehrstühlen für Gendermedizin, die Erhöhung des Anteils lehrender Professorinnen, die Aufnahme der Gendermedizin in den Lernzielkatalog, ihre Einbeziehung in die Pflichtlehre und in die Prüfungsfragen, den Wunsch, genderspezifische Inhalte in jedes Fach aufzunehmen, usw.).
Für viele Studierende, auch das war in der Umfrage sichtbar geworden, ist die Gendermedizin immer noch ein „Frauenfach“. Eine Umfrageteilnehmerin berichtete von einem Arzt, der zu diesem Thema sagte: „Ach, so heisst das jetzt...“
Auch nicht verwunderlich: Nur wenige Studentinnen kannten die vom DÄB unterstützte Aktion „Pro Quote Medizin“.
Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk