Frauen brauchen geringere Dosen an
Herzinsuffizienz-Medikation

Das ist das Fazit einer neuen extrem wichtigen Studie an der auch das GIM durch Prof. Dr. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, GIM, Charité Universitätsmedizin Berlin, vertreten war.

Artikel
09.09.2019
„Identifying optimal doses of heart failure medication in men versus women“ heißt die Arbeit, die am 23. August 2019 im Lancet, einer der wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften weltweit, erschien.
Herzinsuffizienz betrifft weltweit ca. 26 Millionen Menschen, Frauen und Männer etwa gleich häufig. ACE-Hemmer und Betablocker sind die zentralen Pfeiler in der Therapie. Durch große Studien wurde ihr Effekt auf ein besseres Überleben nachgewiesen. Aber mehr als 80 Prozent der Studienpatienten waren bisher Männer. Auf Geschlechterunterschiede wurde nie geachtet, und daher sind die in den Leitlinien der Fachgesellschaften empfohlenen Dosierungen von Betablockern und ACE Hemmern bei Herzinsuffizienz bei Männern und Frauen gleich, bzw. die Leitlinien differenzieren nicht zwischen den Geschlechtern.

Dies könnte sich nun ändern. In einer großen internationalen Studie wurden zwischen 2010 und 2015 Daten von 2.500 Patienten aus Europa gesammelt und mit 4.500 Patienten aus Asien zusammengebracht. Die Studien heißen Biostat CHF, und ASIAN – HF und betreffen Patienten mit deutlich eingeschränkter Herzfunktion. Es ging um die optimalen Dosen von ACE-Hemmern und Betablockern. Es zeigt sich, dass Männer den größten Therapieeffekt mit den Leitlinien-gemäßen Dosen erreichen, aber Frauen die größte Risikoreduktion bei nur 50 Prozent der Leitlinien-Dosen haben. Mehr noch: Der Nutzen der Frauen steigt mit höheren Dosen nicht weiter an.

D.h. man sollte in den Leitlinien doch über unterschiedliche Dosierungsempfehlungen für Frauen und Männer nachdenken, da Frauen mit Herzinsuffizienz bereits von niedrigen Dosen der Medikamente einen optimalen Effekt haben und höhere Dosen in der Regel nur zu mehr Nebenwirkungen führen.
Mit nur einer Analyse sind dies jedoch keine Befunde, die dazu führen sollten, die Frauen jetzt weniger intensiv zu behandeln. Deutlich mehr Studien werden gebraucht, um die Ergebnisse zu sichern, zu spezifizieren, und weitere Randbedingungen für die Therapieeffekte zu identifizieren.

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(19)31792-1/fulltext
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