Gendermedizin als Herausforderung in Pirna

Gendermedizin an der Basis, dort, wo Geschlechterforschung, Gender Studies, Gender Gap und Gender Bias noch ziemlich weit weg sind, wie ist das machbar?

Ende Mai Besuch in Pirna, rund 30 km von Dresden entfernt. Dort hat es Dr. Ute Paul, die stellvertretende Amtsleiterin des Gesundheitsamtes im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in ihrer Einladung so formuliert: „Geschlechterspezifik als Herausforderung im medizinischen Routine-Tagesgeschäft...?“ 

Die Fachärztin für Strahlentherapie hat ein fächerübergreifendes Symposium „Männergesundheit – Frauengesundheit“ organisiert. In den vorangegangenen acht Jahren waren bei diesen Symposien spezielle Fragestellungen und Krankheitsbilder diskutiert worden, diesmal nun ein übergreifendes Thema. Ute Paul freut sich, dass zu diesem, wie sie sagt, doch nicht ganz einfachen Thema mehr als 100 Ärzte, Sozialarbeiter, Kassenvertreter beiderlei Geschlechts und Hebammen, letztere durchgängig weiblich, gekommen sind. 

Mit den Unterstrichen, Sternchen und obligatorischen genderdefinierten Endungen hätten es viele in Sachsen nicht so, sagt Ute Paul heiter, und alles, was das Label „Gender“ trage, würde – warum auch immer – beargwöhnt. Wohl aber wolle man eine Gesundheitsversorgung, die Frauen, Männern, Kindern und Alten entspreche. Da gelte es anzusetzen. In vier Stunden ein Querschnitt aus Männergesundheit und Urologie, seelische Erkrankungen im Spiegel der Geschlechter, Neues aus der Gynäkologie und Pharmakologie, mit engagierten und gut informierten Referenten (von der einführenden Rednerin Dr. Paul abgesehen, trifft „Referent“ absolut zu). 

Am Ende ist Dr. Paul, die sich nicht ganz sicher war, ob sie mit diesem Thema nicht schon zu weit vorgeprescht ist, rundum zufrieden. Der eingeschlagene Weg sei richtig, und „wir bleiben auch an diesen Fragen dran!“ Gendermedizin kommt an die Basis, dorthin, wo die Patientinnen und Patienten sind.

(Beobachtet von Annegret Hofmann)