Grundlagenforschung mit vielen
Erkenntnissen für die Klinik

Vom OSSD Kongress berichtet Prof. Dr. Dr. Vera Regitz-Zagrosek

Artikel
25.06.2019
Die Jahrestagung des OSSD (Organization for the Study of Sex Differences) fand vom 5. bis 8. Mai 2019 in Washington, DC, statt. Etwa 200 Teilnehmer besuchten den damit gut ausgelastetem Kongress. Die starke Unterstützung des Kanadischen Institutes für Gesundheitsforschung unter der Leitung von Cara Tannenbaum war unübersehbar. Dieses Institut bringt durch die konsequente finanzielle Förderung von Geschlechterforschung und entsprechende Ausschreibungen immer wieder neue inhaltliche Impulse in das Feld. Gleichermaßen wichtig ist die Unterstützung des US NIH Büros für Frauengesundheit (ORWH).

Am Eröffnungs-Sonntag wurde ein erstes Symposium von den Preisträger/innen des CIHR und ihren Mentor/innen bestritten. Auch das ORWH war mit einer wichtigen Sitzung vertreten und stellte Strategien und Programme vor, um in der Förderung der Frauengesundheit voranzukommen. Dabei wurden vor allem epidemiologische und klinische Studien eingeschlossen. Weitere wichtige Sitzungsthemen am ersten Kongresstag waren Kardiometabolische Gesundheit in Transgender-Individuen und Geschlechterunterschiede in der Rolle von Strass auf kognitive Funktionen.

Die Hauptsitzungen am Montag behandelten einmal Geschlechterunterschiede in Nikotinwirkung und Rauchverhalten und Geschlechterunterschiede in der Immunfunktion. Hier war auffällig, wie viel mittlerweile Grundlagenforschung zu neuen Erkenntnissen in der Klinik beitragen kann. Weiter wurden die Rolle der Plazenta bei der Programmierung von Geschlechterunterschieden in lebenslangen Krankheitsrisiken und die Rolle von Geschlechtshormonen auf Stoffwechselgesundheit und Stoffwechselerkrankungen besprochen. Auch hier ist die Anzahl neuer Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung beeindruckend.
Eine weitere Hauptsitzung diskutierte Geschlechterunterschiede bei Verschreibung, Wirksamkeit und den Nebenwirkungen häufig eingenommener Arzneimittel. Hier trug Vera Regitz-Zagrosek als Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin mit ihrem grundlegenden Vortrag „Sex, Gender und Arzneimittel“ wesentlich zu der Sitzung bei. Alexandra Kautzky-Willer diskutierte nach einer Einführung durch Vera Regitz-Zagrosek Geschlechterunterschiede in “Diabesity“.

Am Dienstag standen Geschlechterunterschiede in den kardiovaskulären Folgen von Diabetes, geschlechtsspezifische Lernstrategien, geschlechtsspezifische Regulation des Energiestoffwechsels und globale Forschungsansätze (“ -omics) auf dem Programm. Am Mittwoch wurden Geschlechterunterschiede bei Krebs, bei Schmerzmanagement und bei Demenz in Hauptsitzungen thematisiert.

Poster-Sitzungen, überwiegend mit Themen aus der Grundlagenforschung, rundeten das Programm am Montag und Dienstag ab. Sie zeichneten sich durch überaus lebhafte Diskussionen der vorwiegend jungen Wissenschaftler/innen mit Expert/innen ab. Einzelne Sitzungen widmeten sich an allen Tagen der Ausbildung junger Wissenschaftler/innen, methodischen Forschungsstrategien, der persönlichen Karriereentwicklung und der Kommunikation von Forschungsergebnissen.

Insgesamt war es ein äußerst aktiver Konkurs der von vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr gut angenommen wurde. Es zeigte sich, dass in der Sex- und Genderforschung überraschend viele neue Erkenntnisse generiert und von einer aktiven Gruppe in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auch aufgenommen und diskutiert werden.

Prof. Dr. Dr. Vera Regitz-Zagrosek
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