Neue Sicht auf Stoffwechselerkrankungen

Die Grundlagenforschung liefert zunehmend aussagefähige Fakten zum Nutzen einer geschlechterspezifischen Medizin. Das bestätigen Studienergebnisse, über die Prof. Dr. Susanna Hofmann beim Internationalen Kongress für Geschlechterforschung in der Medizin – 22. bis 23. September 2015 in Berlin – berichten wird. Die Stoffwechselforscherin, die sowohl am Helmholtz Zentrum München wie auch an der Ludwig-Maximilian-Universität der bayrischen Landeshauptstadt forscht und lehrt, interessieren vor allem jene differenzierten biologischen und physiologischen Prozesse, die für eine personalisierte Medizin nutzbar gemacht werden können. „Die Geschlechterunterschiede sind dabei eine wesentliche Kategorie“, so Prof. Hofmann.

Die aktuellen Forschungen ihres international besetzten Teams widmeten sich den entzündlichen Hypothalamus-Reaktionen bei männlichen und weiblichen Mäusen, wie sie bei fettreicher Ernährung nachweisbar sind. Bei solchen Stoffwechselerkrankungen werden Entzündungsmarker aktiviert. Und es sei, so Prof. Hofmann, auch wissenschaftlich erwiesen, dass eine Veränderung des Ernährungsverhaltens und regelmäßige körperliche Aktivität die Entzündungsprozesse im Gehirn mindern. Die Ergebnisse aus ihren Studien deuten daraufhin, dass weibliche Tiere sich eindeutig von männlichen Tieren sowohl in der Manifestation der hypothalamischen Inflammation als auch in dessen Minderung durch das Lauftraining unterscheiden.

Für die Münchner Wissenschaftlerin, die sich schon seit langem mit geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Stoffwechselprozessen befasst, haben solche Erkenntnisse in der Konsequenz ganz praktische Auswirkungen: „Sie geben uns die Richtung an, in die wir uns bewegen müssen. Es sind nicht nur neue Denkansätze, sondern auch potenziell neue Behandlungsstrategien bezüglich vieler Stoffwechselerkrankungen notwendig. Das Gehirn gibt uns dazu wichtige Informationen, wir müssen nur lernen, sie zu verstehen.“

Gender- und personalisierte Medizin eröffnen neue Möglichkeiten

Prof. Susanna Hofmann ist zudem in ihrer Arbeitsgruppe „Women and Diabetes“ am Helmholtz Zentrum München in ein weiteres Forschungsprojekt eingebunden, das die Geschlechtsspezifik dieser großen Volkskrankheit näher untersucht. Es geht dabei um die positive Wirkung von HDL, landläufig das „gute Cholesterin’. Basierend auf ihrer Entdeckung, dass HDL den Glucosestoffwechsel im Muskel entscheidend beeinflußt, untersucht Prof. Hofmann diese positive Wirkung von HDL beim Metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes. Da Frauen mit Typ 2 Diabetes ein besonders, hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, stehen die Interaktionen von Cholesterin und Glukosestoffwechsel im Zentrum der Forschungen dieser Arbeitsgruppe.

Für die Wissenschaftlerin eröffnen sich mit Gender- und personalisierter Medizin viele neue Optionen und Behandlungsstrategien. „Wir haben hier noch viel zu erwarten.“