Achtung Klimawandel! Sonne und Arzneimittel sind riskante „Mischung“

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26.07.2023
Die Prävalenz der medikamenteninduzierten Photosensibilisierung und das Bewusstsein im Patientenmanagement ist bisher in Deutschland kaum untersucht. Die Bedeutung dieser unerwünschten Arzneimittelwirkung und Interaktion mit UVA- und UVB-Strahlung wird durch den Klimawandel zunehmen. Zu den individuellen Patientenrisiken gehören neben dem Hauttyp, der Immunfunktion, dem Sonnenverhalten auch der Arzneimitteleinsatz (Arzneistoffstruktur, Dosierung, Pharmakokinetik). Der Hitzeknigge des Umweltbundesamtes und auch die neuen Hitzeschutzplänen der Bundesländer benennen die bekannten Risiken der UV Strahlung (krebserregend, sofortige und langfristiger Wirkungen an Haut und Augen) und fordern einen aktiven Sonnenschutz.

Im Rahmen einer Diplomarbeit „Drug-Sub-Interaktion“ – eine qualitative Studie zum AMTS-Risiko im Wandel – im Sophien- und Hufelandklinikum Weimar untersuchte Vivian Schraps mehrere Aspekte zu photosensibilisierenden Arzneistoffen: Wie hoch ist der Arzneistoffanteil bei stationären Patienten? Wie gut sind die Patienten über das AMTS-Risiko Photosensibilisierung aufgeklärt? Lässt sich dies mittels einer Patienteninformation das Risikoverständnis und die Umsetzung von Schutzmaßnahmen verbessern?

Die befragten 204 Patienten waren 64,00 ± 16,59 Jahre, davon 54,9 Prozent Frauen. Von den im Schnitt angewendeten 6 Arzneistoffen (5,93 ± 3,15) hatte jeder 2. Arzneistoff (3,04 ± 1,72) photosensibilisierendes Potenzial. Über eine mögliche gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber der Sonne aufgeklärt wurden lediglich 7,4 % durch den Arzt und 3,5 % durch pharmazeutisches Personal.

Nach Lesen einer einseitigen Patienteninformation nahm die Hälfte der Patienten sich vor, Schutzmaßnahmen/Empfehlungen in der Zukunft besser umzusetzen, Frauen dabei signifikant häufiger als Männer (59,8 % vs. 37,0 %, p = 0,011). Patienten über 75 Jahre sind signifikant weniger bereit, sich in Zukunft besser vor Sonne zu schützen (p = 0,045).

Fazit: Die Risikoaufklärung muss verbessert, konkretisiert und geschlechterspezifisch ausgerichtet erfolgen – dies insbesondere mit Blick auf die sich bereits abzeichnenden klimatischen Veränderungen!

Dr. Dirk Keiner, Chefapotheker im Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar, betreute die Diplomarbeit.
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