Rahel Hirsch hatte, wie damals anders nicht möglich, in Zürich studiert. Als die erst zweite Assistenzärztin an der Charité entdeckte sie den nach ihr benannten „Hirsch-Effekt“: Er beschreibt die Durchlässigkeit der Schleimhaut im Dünndarm, die bewirkt, dass hier feste Nahrungspartikel ins Blut aufgenommen und unverändert über die Niere mit dem Urin wieder ausgeschieden werden. 1908 wurde Dr. Rahel Hirsch zur Leiterin der Poliklinik der Charité ernannt, 1913 erhielt sie als erste Frau in Deutschland (Königreich Preußen) einen Professorentitel in der Medizin. Im Jahr 1933 entzogen ihr die Nationalsozialisten die Kassenzulassung. Sie emigrierte nach London, wo sie 1953 starb.
„Rahel Hirsch setzte sich zeitlebens für die Rechte von Frauen ein. Sie gilt als Vordenkerin einer geschlechtsspezifischen gesundheitlichen Beratung und plädierte für die Überwindung klassischer Rollenbilder“, so Vina Zielonka. Medizinhistorikerin und Mitautorin beim Forschungsprojekt „DGIM – Gedenken und Erinnern“, in dem sich die Fachgesellschaft kritisch mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus auseinandersetzt. Neben Rahel Hirsch werden die Schicksale von Charlotte Cohn-Wolpe, Gertrud Samson, Lotte Friedmann, Lisbeth Auerbach, Margot Goldschmidt und Hanna Strauss dargestellt, exemplarisch für jene jüdischen Ärztinnen, die im Nationalsozialismus entrechtet und ins Exil geschickt wurden.
s.a. V. Zielonka et al.:
Gegen das Vergessen: Jüdische Ärztinnen der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Porträt, DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2022; 147 (24/25); S. 1596 – 1604
Gegen das Vergessen: Jüdische Ärztinnen der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Porträt, DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2022; 147 (24/25); S. 1596 – 1604