Dr. Elke Ahlers: Gesundheit ist wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur!

Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin ist Leiterin des Referats „Qualität der Arbeit“ im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Wir sprachen mit ihr.

Dr. Elke Ahlers
Foto: Ulrich Baatz
Wie wird Betriebliche Gesundheitsförderung in den Unternehmen wahrgenommen – was sagen Ihre Untersuchungen dazu aus?

Man kann durchaus sagen, dass die meisten größeren Unternehmen ihren Mitarbeiter/innen dazu Angebote machen. Der Anteil der Betriebe mit Angeboten an die Beschäftigten hat rein zahlenmäßig zugenommen, das berichten auch unsere Befragungen bei Betriebs- und Personalräten. Das sagt allerdings noch zu wenig über Akzeptanz und vor allem über die Qualität aus.…

Die könnte besser sein?

Nehmen wir einfach die Tatsachen: Wir haben zunehmend viele Krankschreibungen auch wegen psychischer Belastungen in den Unternehmen, berichten die Krankenkassen, Mitarbeiter scheiden vorzeitig aus dem Arbeitsprozess aus. Das alles spricht oftmals nicht dafür, dass die mit der BGF beabsichtigte Prävention Früchte trägt. Deshalb ist meine grundsätzliche Kritik an den bisherigen Formen der BGF oder des Betrieblichen Gesundheitsmanagements: eine stetige Verbesserung der tatsächlichen Arbeitsbelastungen wird bisher kaum oder gar nicht als Teil der Unternehmenskultur gesehen.

Was müsste getan werden?

Miteinander ins Gespräch kommen! Bedingungen schaffen, die eine vertrauensvollen Atmosphäre am Arbeitsplatz zulassen, im Rahmen kleiner Teams, aber auch das Gesamtunternehmen betreffend. Das heißt auch, als Leiter, Vorgesetzte stärker als bisher den Kontakt suchen: Wie ist die Situation am Arbeitsplatz, wie hoch wird die Belastung eingeschätzt, welche auch psychischen Faktoren spielen eine Rolle, wie ist das Klima im Team? Dann wird man übrigens auch die Unterschiede, die Männer und Frauen im Arbeitsprozess betreffen, besser erkennen und darauf eingehen können. Das sind Erkenntnisse, die kein teuer bezahlter Yogakurs im Rahmen der BGF wettmachen kann.

Eine Aufforderung an das Management…?

Durchaus. Auf solcher Grundlage können dann auf die Belange der Belegschaft und auf Gruppen zugeschnittene Programme entwickelt werden, kann Prävention konkret verbessert und wirksame gesundheitliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Mit einem hoffentlich sichtbaren Ergebnis: Gesunde, motivierte und zufriedene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich aktiv einbringen, Identifikation mit dem Unternehmen und Mitarbeiterbindung, eine nach außen wirkende Attraktivität des Unternehmens. Beim derzeitigen Fachkräftemangel durchaus nicht zu unterschätzen! Nicht zuletzt wird qualitätsvolles betriebliches Gesundheitsmanagement in Zeiten einer sich enorm verändernden Arbeitswelt – nehmen wir nur die Etablierung Künstlicher Intelligenz in die Arbeitsprozesse, die Forderungen nach Home-Office oder auch Work-Life-Balance – unverzichtbar werden.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!
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