Geschlechtersensible medizinische Aspekte
des Trialogs Mensch (m/w/d) – Künstliche Intelligenz – Mensch in der Arbeitswelt“
am 31. Mai 2023 in Potsdam

Artikel
21.05.2023

Wie kooperieren Menschen mit technischen Systemen? Und was, wenn der Nutzer eine Nutzerin ist? Aus der geschlechtersensiblen Medizin wissen wir, dass es biologische, psychologische und soziokulturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Berücksichtigen das auch die Daten, mit denen die KI gefüttert werden, die Programme, die Voraussetzung für die gewünschte Kooperation sind? Bisher ist das Thema so gut wie kaum bearbeitet.
G³ – Arbeitsgemeinschaft für moderne Medizin e.V. und sein Netzwerk medizinischer Expert/innen will diese Frage in einem Austausch mit IT- und KI-Fachleuten sowie Anwendern aus der Wirtschaft diskutieren – digital und in einem Workshop, mit nutzbaren Aussagen für die Praxis.

Die Wissenschaftlerin:
PD Dr. Susanne Weis, Group Leader „Brain Variability“, Forschungszentrum Jülich
„Algorithmen des maschinellen Lernens (ML) sind in der Lage, das Geschlecht anhand von Bildgebungsdaten mit hoher Genauigkeit zu klassifizieren, was die Notwendigkeit der Berücksichtigung geschlechtsspezifische Aspekte bei der Interaktion von Mensch und KI belegt. Andererseits werden geschlechtsspezifische Biases, die oft schon in den verwendeten Datensätzen vorliegen, beim Einsatz neuartiger Instrumente des ML in neurowissenschaftlicher
Grundlagenforschung und Translation oft nur unzureichend berücksichtigt. Darüber hinaus erscheinen mir Berücksichtigung der Geschlechtsidentität zusätzlich zum biologischen Geschlecht und die Beachtung des dynamischen Einflusses von Hormonen auf das Gehirn als wichtige Aspekte bei der Untersuchung der Interaktion von Mensch und Maschine.“

Der Mediziner:
Klemens Budde, leitender Oberarzt an der Berliner Charité, wies bei einer Veranstaltung der Gesundheitsmesse DMEA 2023 darauf hin, dass es sei es besonders wichtig sei, die KI-Kompetenz von Ärzt/innen und Pflegekräften zu schulen, „damit sie wissen, wo die Grenzen und Stärken eines Algorithmus sind … Wenn ein Algorithmus für Männer trainiert ist, sollte man ihn nicht bei Frauen einsetzen.“

Die Erste:
Augusta Ada King-Noel, Countess of Lovelace, allgemein als Ada Lovelace bzw. Lady Lovelace bekannt, - Lebenszeit von 1818 bis 1852 - war eine britische Mathematikerin und Gesellschaftsdame. Sie war die Tochter des Dichters Lord Byron und gilt als erste Erstellerin von Computerprogrammen.
Bild gemeinfrei

Die Politikerin:
„Werden Algorithmen nicht nur von Männern, sondern idealerweise von heterogen aufgestellten Teams entwickelt, erhöht sich die Chance, Diskriminierungen und Vorurteile schneller zu erkennen und abzubauen. Frauen erkennen Dinge, die Männern entgehen, und andersherum genauso. Außerdem erhöht sich in divers besetzten Teams die Chance einer besseren Generalisierbarkeit und Qualität der Forschungsergebnisse.“
(Daniela Kluckert,
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, in einem Beitrag im Handelsblatt, Januar 2023)

Die Software-Entwicklerin:

Anette Davids, Unternehmerin, Steinfurt
„Wie bauen wir Hürden ab im Dreieck Frau – Technik – Arbeitswelt? Leider sind hier in Deutschland Frauen in den Bereichen Technik und Informatik immer noch stark unterrepräsentiert. Die KI ist eine Schlüsseltechnologie: Mensch und Technik sind in der Zukunft nicht mehr so einfach getrennt zu betrachten. Viele Frauen, mit denen ich spreche, wollen mit Menschen arbeiten, haben hingegen Respekt vor der Technik und misstrauen ihr oft. Frauen müssenTechnik und KI mitgestalten können.“
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