Die Tochter eines Zimmermanns aus Vermont war zunächst Lehrerin und gehörte ab 1896 zu einem der ersten Jahrgänge, die in die 1891 gegründete Stanford Universität aufgenommen wurden – Frauen und Männer gleichermaßen, in Deutschland wäre das um diese Zeit noch unmöglich gewesen. Stevens studierte Biologie, später auch in Neapel und Würzburg und arbeitete schließlich an der biologischen Fakultät des Bryn Mawr Colleges, Philadelphia, übrigens die erste Hochschule in den USA, die Frauen Hochschulabschlüsse einschließlich Promotionen ermöglichte.
In den Teams der Wissenschaftler Edmund B. Wilson und Thomas Hunt Morgan war ein bevorzugtes Forschungsobjekt der jungen Wissenschaftlerin die Taufliege Drosophila melanogaster. Ihre Entdeckung: Die weiblichen Exemplare verfügen über zwei große Geschlechtschromosomen – das X- und das Y-Chromosomen. Stevens’ Leistung wurde von Wilson gewürdigt – und floss in seine und Morgans Arbeiten ein. Viele biologische Lehrbücher schreiben die erste Lokalisierung von Genen bei der Fruchtfliege Thomas Hunt Morgan zu – der für seine Forschungen auch einen Nobelpreis erhilet. Erst lange nach dem Tod Nettie Stevens’ 1912 wurde ihr entscheidender Beitrag zur Chromosomentheorie der Vererbung durch Genetiker und Medizinhistoriker gewürdigt. (AH)