Pflege – auch ein Thema mit Genderaspekt

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat sich des Themas Gender, Gendermedizin schon des öfteren angenommen, so z. B. sprach Prof. Dr. Margarethe Hochleitner 2011 in Dresden (s. http://www.gendermed.info/Gender-Medizin-ndash-Was-ist-das-.279.0.20.html). Diesmal war Dr. Ute Seeland, Gendermedizinerin am Institut für Geschlechterforschung in der Medizin, Berlin) Referentin beim 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart, auch Mitgestalterin einer Diskussion zum Thema Gendermedizin im Kontext von Gesundheit – Pflege – Selbstsorge.

Wenn sechs Millionen Frauen, aber auch, wie man inzwischen herausgefunden hat, 1,3 Millionen Männer über 50 in Deutschland an Osteoporose leiden und hier eine differenzierte Behandlungsstrategie erforderlich ist, weiß man schon um die Brisanz der Thematik Alter in Bezug auf das Geschlecht. Immer neue Erkenntnisse werden gewonnen, die zeigen, dass solche Differenzierungen bei anderen Erkrankungen vorliegen – mit Auswirkungen auf die Diagnostik ebenso wie auf die Therapie. Ute Seeland schlug eine Brücke von der Gendermedizin zur Pflegethematik: „Eine umfassende Versorgung der Zukunft wird auch auf den Wandel gesellschaftlicher Anforderungen reagieren müssen. Daher ist es notwendig, den Dialog zu eröffnen über das Thema Pflege im Alter - wer pflegt wen, in welchem Alter, wie und mit welcher Qualität?“ 

Noch wenig bekannt sei es z. B., dass es in höherem Lebensalter mehr Männer seien, die ihre Frauen pflegen, das Verhältnis kehre sich also um (s. Grafik Barmer GEK 2011). An der Frage ‚Wie organisiere ich Pflege’ könne man erkennen, wie unterschiedlich Männer und Frauen denken und handeln. Seeland verweist dabei auf Ergebnisse aus einer Interviewstudie von Prof. Manfred Langehennig von der Universität Frankfurt. „Diese Umfragen zeigen auch, dass Männer Pflege als Arbeitsprojekt ansehen und der ‚Handwerker‘ im Mann hervortritt. Es werden bauliche Maßnahmen vorgenommen, Pflegelifte erfunden und nach Möglichkeiten einer größtmöglichen Mobilität gesucht. Diese Maßnahmen dienen dazu, eine außerhäusliche Orientierung aufrecht zu erhalten. Die Gefahr, nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, wird als eines der größten Probleme angesehen. Dieses Bestreben, möglichst lange soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, bedeutet zumeist auch einen Vorteil für die zu pflegende Frau.“

Die beste Lösung sei es sicherlich „fit alt werden“. Daher machten Forschungsaktivitäten, die sich um an das Geschlecht und Alter angepasste Präventionsmaßnahmen und die Verbreitung des Wissens in der Bevölkerung kümmern, Sinn.
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