Am 30. März fand dazu ein Expertengespräch statt, wurden Weichenstellungen in Sachen geschlechtergerechte Versorgung für München diskutiert. Dabei ist das Thema für die bayerische Landeshauptstadt nicht neu. München verfügt über beachtliche Kapazitäten zur Gendermedizin im wissenschaftlichen wie auch im Gesundheitsversorgungsbereich ...
Dr. Schmidt: Sie haben Recht, auch wenn die Gendermedizin eine vergleichsweise junge Disziplin in Deutschland ist, verfügen wir in München über eine große Expertise sowohl im Bereich der Wissenschaft als auch in der klinischen Medizin und werden durch die Münchner Stadtpolitik unterstützt.
Die Fachstelle „Frau & Gesundheit“ wurde 2014 durch einen Stadtratsbeschluss um den Bereich „Gendermedizin“ erweitert, um sich durch eine verstärkte Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht für eine bedarfsgerechte Gesundheitsförderung einzusetzen.
In der Beschlussvorlage des Stadtrates von 2014 wurde als eines der Ziele formuliert, interessierte Expertinnen und Experten mit Erfahrung in Gendermedizin in München zu vernetzen. Anlässlich des Expertengespräch „Gendermedizin – wie können Münchnerinnen und Münchner besser versorgt werden?“, das am 30. März 2017 im Neuen Rathaus in München stattfand, betonte die Münchner Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs, dass es für die „Qualität unseres Gesundheitswesens von entscheidender Bedeutung ist, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenslagen von Frauen und Männern, Mädchen und Buben einzugehen.“ Bei dem Treffen diskutierten über 40 Expertinnen und Experten mögliche Maßnahmen für die Kommune München. Ich hoffe, dass es uns weiterhin möglich sein wird sowohl auf individueller Ebene als auch im Rahmen von größeren Veranstaltungen auf diese Expertise zurückzugreifen.
Angedacht ist z. B. auch eine Ist-Stand-Analyse zur Situation der geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung in München, wie sie für Brandenburg vorliegt. Wie schätzen Sie den Nutzen einer solchen Analyse für München ein, auch ohne dass es jetzt schon Zahlen dazu gibt?
Dr. Schmidt: Meiner Meinung nach eröffnet die Durchführung einer Ist-Stand-Analyse die Möglichkeit, den Bedarf der in München im Gesundheitsbereich tätigen Multiplikatoren und Multiplikatorinnen zu erheben und Schwerpunkte zu definieren. Hinzu kommt, dass die erhobene Datengrundlage eine Basis für zukünftige Vergleiche darstellen kann. Die in Brandenburg durchgeführte Umfrage ergab, dass unter den ungefähr 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vier von fünf Befragten angaben, dass die Gendermedizin eine zunehmende Bedeutung als Querschnittthema einnimmt, aber nur etwa 16 Prozent fühlten sich ausreichend über das Thema informiert. Ich schätze, dass die Zahlen für München ähnlich aussehen, was das Querschnittthema angeht und könnte mir auch gut vorstellen, dass trotz der großen Expertise der Wunsch nach Informationen zu dem Thema hoch ist.
Fortbildung steht in dem vor den Expert/innen am 30. März vorgestellten Konzept mit an vorderer Stelle. Welche Maßnahmen sind angedacht und wie wollen Sie Teilnehmer/innen gewinnen?
Dr. Schmidt: Fortbildungen gehören zu einer der Maßnahmen, die wir im Konzept zum Expertengespräch vorgestellt haben. Die Abteilung Kommunale Gesundheitsplanung und Koordinierung, zu der meine Fachstelle gehört, verfügt über eine große Expertise sowohl in der alleinigen Organisation von Fortbildungen als auch in der Durchführung von Veranstaltungen in Kooperation mit anderen in der Gesundheitsversorgung tätigen Trägern. Bei den zukünftig angedachten Fortbildungen aus dem Bereich der Gendermedizin ist es mir wichtig zu betonen, dass die Fachstelle diese nicht im Alleingang plant und organisiert, sondern auf Anregungen des Stadtrates oder der Münchner (Fach-)Öffentlichkeit reagiert. Eine erste geplante Veranstaltung wird im Juli 2017 stattfinden und auf die medizinische Versorgung von Migrantinnen und Migranten unter genderspezifischen und interkulturellen Aspekten eingehen.
Damit greifen wir ein bekundetes Interesse der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen auf, antworten aber auch auf einen Beschluss des Gesundheitsausschusses des Münchner Stadtrates vom 21. November 2013.
Im Hinblick auf weitere Veranstaltungen bestehen erste Gespräche zu möglichen Kooperationen mit dem Städtischen Klinikum München. Weiterhin wäre es mir ein Anliegen Fortbildungsmaßnahmen mit zu initiieren, sollte die durchgeführte Ist-Stand-Analyse Bedarf aufzeigen.
(Die Ist-Stand-Analyse zur geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung im Land Brandenburg wurde beim o. g. Expertengespräch in München von Netzwerksprecherin Annegret Hofmann vorgestellt.)