„Mit dem internationalen Erfahrungsaustausch, wie wir ihn in den vergangenen vier Tagen in Berlin intensiv pflegen konnten, hat die Geschlechterforschung in der Medizin weitere wichtige Impulse bekommen.“
So das Resümee von Kongresspräsidentin Prof. Dr. Dr. Vera Regitz-Zagrosek zum Abschluss des Internationalen Kongresses für Genderforschung in der Medizin, der sich am 22. und 23. September dem 7. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Gendermedizin in Berlin anschloss. Rund 350 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ländern Europas, Asiens, Amerikas und Afrikas stellten ihre Forschungen in der Grundlagenforschung, in unterschiedlichen medizinischen Fächern und in Public Health vor.
„Diese Diskussionen schärften den Blick auf das breite Spektrum der Gendermedizin, die in der Zellforschung und bei der Labormaus beginnt und in der Medikamentenentwicklung eine wichtige Rolle spielt. Prävention, Diagnostik und Therapie der verschiedenen Erkrankungen sowie Rehabilitation und Pflege sind ebenso einbezogen wie Versorgungsforschung und gesundheitspolitische Entscheidungen, die weit in die Zukunft hineinreichen“, betonte Prof. Regitz-Zagrosek bei einer abschließenden Pressekonferenz.
Einig waren sich die Teilnehmer in der Forderung nach mehr Studien, die die Geschlechterunterschiede belegen. So sind internationale wissenschaftliche Verlage gehen zunehmend dazu über, bei eingereichten Studien eine geschlechterspezifische Auswertung nachzuweisen. Die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH hat im Juni dieses Jahres gefordert, bei Beantragung von Forschungsförderung die Geschlechterspezifik zu berücksichtigen. Erst kürzlich wurde eine Gender-Gesundheitsagenda vom niederländischen Ministerium für Gesundheit verabschiedet. Das sind wichtige Meilensteine, die die wachsende Wahrnehmung der geschlechterspezifischen Forschung belegen.
Ein Highlight des Kongressgeschehens war der Vortrag von Prof. Alan Maisel, USA. Er berichtete über die Anwendungsreife von Biomarkern bei der Diagnose und Prognose von kardiovaskulären Erkrankungen speziell bei Frauen.
Die Zusammenarbeit europäischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat, so zeigt das ebenfalls in Berlin vorgestellte EuGenMED-Projekt der Europäischen Union zur Erarbeitung einer Roadmap für die gendermedizinische Forschung, gute Fortschritte gemacht. Mit dem EU-Programm Horizon 2020 wird es weitere Möglichkeiten der Implementierung gendermedizinspezifischer Forschungsergebnisse in die Versorgungspraxis geben. Dies und vor allem auch eine moderne Ausbildung des medizinischen Nachwuchses, ausgerüstet mit den neuesten Erkenntnissen der Gendermedizin, war Thema des Kongresses, der unter dem Motto „Junior meets Senior“ stand. Die Berliner Charité und sein Institut für Geschlechterforschung in der Medizin sind hierfür bereits beispielgebend – mit einem regulären Curriculum für Medizinstudierende und einem elearning-Angebot zur Gendermedizin.