„Sie tickt anders. Er auch. Geschlechterspezifik in Medizin, Pflege, Forschung, Lehre“ - zu diesem Thema sind am 16. Mai 2012 in Bochum Expert/-innen aus Medizin, Forschung, Gesundheitswirtschaft und Verbänden zur Diskussion eingeladen. Thomas Altgeld, Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, geht seit langem der Frage nach, wie „Männer ticken“ bei Fragen von Gesundheit und Krankheit – und geht hart ins Gericht mit den gängigen Klischees von Frauen- und Männergesundheit.
„In fast allen Geschlechter-vergleichenden Analysen werden die größere Risikobereitschaft und das vermeintlich geringere Gesundheitsbewusstsein von Männern diagnostiziert. So ein Diskurs bedient aus meiner Sicht archetypische Bilder von „Männlichkeit“. Männer sind eben nicht per se Vorsorgemuffel. Männer über 75 zum Beispiel nehmen den Gesundheitscheck häufiger wahr als gleichaltrige Frauen...
Dreh- und Angelpunkt sind nicht zuletzt Gesundheitsangebote, die ihre Adressaten nicht erreichen – weil sie sich an vermeintlich geschlechtslose Wesen wenden. Damit laufen sie ins Leere.“ Altgelds These: „Die zentrale Frage bleibt, ob nicht gerade die auf den ersten Blick riskanteren gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen von Männern und die Nichtinanspruchnahme von bestimmten Angeboten der Gesundheitsförderung nicht ein wesentlicher Teil ihrer Art „ihren Mann zu stehen“ sind. „Wenn das so ist, können nur solche Programme erfolgreich sein, die Männer dort erreichen, wo sie sich positionieren. Das tun die meisten Angebote nicht, man braucht sich nur die Offerten vieler Volkshochschulen zur gesunden Ernährung oder Bewegung anzuschauen. Wenn Männer aufgefordert werden, zum Bewegungskurs warme Socken oder zum Kurs Gesunde Ernährung eine Schürze mitzubringen, fällt sofort die Klappe. Es gibt aber auch positive Beispiele“, betont Thomas Altgeld. „Die Ansprache macht es, wie z. B. beim Yoga für Männer der VHS Regensburg. Das zeigen dann auch die Einschreibezahlen.“
Der Psychologe warnt davor, die Rolle der Partnerinnen bei der Wahrnehmung von Vorsorgemaßnahmen überzubewerten. „Das ist dann letztlich auch nur von außen initiiert und bringt, wie viele Kampagnen zeigen, bei den Angesprochenen nur mäßigen Erfolg. Die Erkenntnis muss bei den Männern selbst reifen, und hier haben wir das Beispiel der Potenzmittel. Die einschlägigen Werbungen sprechen Männer direkt an – und haben Erfolg damit.“